Oper von Los Angeles prüft Belästigungsvorwürfe
Plácido Domingo soll mehrere Frauen sexuell belästigt haben. Der Opernstar selbst beteuert seine Unschuld.

Opernstar Plácido Domingo ist durch Belästigungsvorwürfe ins Kreuzfeuer geraten. Die Oper in Los Angeles, deren Generaldirektor Domingo seit 2003 ist, veranlasste am Dienstag eine unabhängige Untersuchung der Vorwürfe von neun Frauen, über die die Nachrichtenagentur Associated Press berichtet hatte.
Die Orchestervereinigung von Philadelphia und die Oper von San Francisco sagten Auftritte mit Domingo ab, die Salzburger Festspiele halten hingegen an den Auftritten des Spaniers fest.
Das Opernhaus Zürich, wo Plácido Domingo am 13. Oktober als Nabucco auftreten soll, schreibt auf Anfrage: «Wir haben aus den Medien von den Anschuldigungen gegen den Sänger erfahren, sehen aber aufgrund unseres bisherigen Wissensstandes keinerlei Grundlage für ein Statement oder eine Reaktion.» Man werde den Fall um Domingo beobachten und die Untersuchungen der Los Angeles Opera verfolgen.
Die Oper von Los Angeles teilte mit, dass die «beunruhigenden» Anschuldigungen gegen Domingo mit Hilfe externer Berater geprüft werden. «Wir sind entschlossen, unser Möglichstes zu tun, um eine professionelle Umgebung zu fördern, in der unsere Angestellten und Künstler sich wohl fühlen, gewertschätzt und respektiert», betonte ein Sprecher des Opernhauses.
Mehrere Frauen, acht Sängerinnen und eine Tänzerin, werfen Domingo vor, seine Position als einer der meistgefeierten Opernsängern ausgenutzt zu haben, um sie zu sexuellen Handlungen zu nötigen. Die mutmasslichen Vorfälle reichen zurück bis in die 80er Jahre. Die Frauen in dem Bericht blieben bis auf eine Ausnahme anonym.
Hand unter Rock
Eine Frau sagte der US-Nachrichtenagentur Associated Press, der Tenor habe seine Hand unter ihren Rock geschoben, während drei andere berichteten, er habe ihnen Küsse aufgezwungen. Einige sahen ihre Karrieren dadurch geschädigt, dass sie Domingos Avancen zurückwiesen.
Domingo selbst beteuerte seine Unschuld: «Die Vorwürfe von diesen ungenannten Individuen, die 30 Jahre zurückliegen, sind zutiefst verstörend, und so wie sie dargelegt wurden, falsch», liess der Sänger mitteilen.
Der gebürtige Spanier erklärte, es sei «schmerzhaft zu hören, dass ich irgendjemanden verärgert oder ihnen Unbehagen bereitet haben könnte – egal wie lange es her sein mag und trotz meiner besten Absichten».

«Ich glaubte, dass all meine Beziehungen immer willkommen und einvernehmlich waren», fügte der 78-Jährige hinzu. Er erkenne aber an, «dass die Regeln und Standards, an denen wir heute gemessen werden und das auch sollten, sich sehr von denen in der Vergangenheit unterscheiden».
4000 Auftritte
Domingos Karriere als Tenor und später Bariton dauert bereits mehr ein halbes Jahrhundert. Er kommt auf mehr als 4000 Auftritte, nahm mehr als hundert Alben auf und wurde mit 14 Grammys ausgezeichnet. Weltberühmt wurde er durch seine Auftritte mit Luciano Pavarotti und José Carreras als «Die drei Tenöre».
Angesichts der Anschuldigungen zog die Orchestervereinigung von Philadelphia ihre Einladung an Domingo für ihr Eröffnungskonzert am 18. September zurück. Das Orchester, sein Personal und Publikum brauche eine «respektvolle Umgebung», hiess es zur Begründung. Auch die Oper von San Francisco sagte einen für Anfang Oktober geplanten Auftritt von Domingo ab.
Die Metropolitan Oper in New York erklärte, sie werde das Ergebnis der Untersuchung in Los Angeles abwarten, bevor sie eine endgültige Entscheidung über die Zusammenarbeit mit Domingo treffe. Der langjährige musikalische Leiter der Met, James Levine, war vergangenes Jahr nach einer internen Untersuchung zu Missbrauchsvorwürfen zunächst suspendiert und schliesslich entlassen worden.
Die Leiterin der Salzburger Festspiele, Helga Rabl-Stadler, sieht nach eigenen Angaben keine Veranlassung, Domingos Auftritte am 25. und 31. August abzusagen. Sie kenne Domingo seit mehr als 25 Jahren und sei von Anfang an von seinem wertschätzenden Umgang mit den Mitarbeitern des Festivals beeindruckt gewesen, erklärte Rabl-Stadler. Sie finde es «sachlich falsch und menschlich unverantwortlich, zum derzeitigen Zeitpunkt endgültige Urteile und darauf beruhende Entscheidungen zu fällen».
AFP/suk/chk
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch