Open-Air-Helferin stirbt nach Gewitter – Untersuchung eröffnet
Die 24-Jährige, die auf dem Gelände des Open Air Frauenfeld bei einem Unwetter verletzt wurde, ist gestorben. Meteorologe Andreas Walker erklärt, weshalb es gerade dort so stark stürmte.
Die 24-jährige Open-Air-Helferin war gestern Nachmittag bei Aufräumarbeiten auf der Allmend in Frauenfeld während eines heftigen Gewitters schwer verletzt worden. In der Nacht ist sie gestorben. Auch ein 21-jähriger Mann wurde auf dem Gelände schwer verletzt. Er befindet sich noch immer im Spital. Gemäss «Blick» stammen beide aus dem Kanton Thurgau.
Grund für das Unglück war ein schweres Gewitter, das gestern offenbar mit Böen von über 90 km/h über Frauenfeld hinweggezogen ist. Der Wetterdienst Meteomedia hat deshalb eine Sturmwarnung herausgegeben. Um sich vor dem heftigen Gewitter zu schützen, sind die beiden Helfer auf der Allmend in ein Zelt geflüchtet. Als dieses aus der Verankerung gerissen wurde, verletzten herumfliegende Teile die beiden so schwer, dass sie ins Spital gebracht werden mussten.
70 Schadensmeldungen aus Frauenfeld
Laut der Kantonspolizei Thurgau handelte es sich beim Gewitter um ein lokales Ereignis: Ausserhalb von Frauenfeld habe es keinerlei Schadensmeldungen gegeben. Andreas Walker, Meteorologe und Wissenschaftsjournalist, vermutet deshalb, dass sich über dem Festivalgelände sogenannte Fallböen, genannt «Downbursts», entwickelt haben könnten. Dabei stürzen starke abwärts gerichtete Kaltluftmassen aus einer Gewitterwolke und treffen mit hoher Geschwindigkeit auf den Boden, wo sie grosse lokale Schäden anrichten können. Passiere so etwas über einer Wiese oder einer unbewohnten Fläche, werde das Phänomen meist gar nicht registriert. «Aber über einem Festivalgelände, auf dem sich Zelte und Bodenplatten befinden, ist die Zerstörungskraft natürlich enorm.» Wären die Fallböen einen Kilometer weiter nördlich durchgezogen, wäre nichts passiert, so Walker – «es war ein tragischer Zufall».
In der kantonalen Notrufzentrale aber gingen gestern zwischen 15.50 Uhr und 17 Uhr rund 70 Schadensmeldungen aus dem Kantonshauptort Frauenfeld ein. Feuerwehr und Polizei standen im Dauereinsatz. Es wurden Bäume entwurzelt und etliche Keller und Garagen überflutet.
Beim Sturm wurden mehrere rund 800 Kilogramm schwere Platten aus dem Boden gerissen und durch die Luft gewirbelt. Wie Ernst Vogelsanger, Sprecher der Thurgauer Kantonspolizei, gegenüber Redaktion Tamedia sagte, hat die Staatsanwaltschaft Frauenfeld ein Vorverfahren eingeleitet. Dieses solle klären, ob im Zusammenhang mit dem Unfall jemandem ein strafrechtlich relevantes Verhalten nachgewiesen werden könne.
«Unsere Gedanken sind bei der Familie»
Joachim Bodmer, Mediensprecher des Open Air Frauenfeld, zeigte sich gegenüber Redaktion Tamedia «zutiefst betroffen» über den Tod der jungen Frau. Die Organisatoren hätten es nicht für möglich gehalten, dass so etwas passieren könnte. Der Verwaltungsratspräsident habe sich sofort nach dem Vorfall ins Spital zu den Freunden und Familien der Betroffenen begeben. «Unsere Gedanken sind bei der Familie der Verstorbenen. Wir wünschen ihr von Herzen viel Kraft in diesen schweren Stunden.»
Den restlichen Helfern wurde es laut Bodmer freigestellt, die Aufräumarbeiten abzubrechen. Sie werden von einem Careteam betreut.
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