Ohne Geld um die Welt
Die neunfache Weltmeisterin Kristin Boese lebt als beste Kitesurferin der Welt am Rande des Existenzminimums. Und sie kämpft gegen die Gedanken an einen spektakulären Tod.
Kristin Boese ist nicht zu beneiden, obwohl sie einen Traumjob hat. Die 35-jährige Deutsche surft an den schönsten Stränden rund um den Globus und jagt dabei von Rekord zu Rekord. Rund 300 Tage verbringt sie an der Sonne und lässt sich vom Wind über die Wellen tragen. «Ich habe die Freiheit lieben gelernt», sagt Boese, die mit Geschwindigkeiten von bis zum 100 km/h über das Wasser brettert. Während des Temporausches schiesst ihr das Adrenalin in den Kopf, es sind solche kurzen Augenblicke, die sie vom schlimmsten Tag ihres Lebens ablenken.
2002 kam ihre fast gleichaltrige Freundin Silke Gorldt bei einem Kite-Wettbewerb an der Ostseeküste tragisch ums Leben. Die deutsche Meisterin verfing sich mit ihrem Segeltuch in den Leinen eines Mitstreiters. Während sich dieser vom Kite lösen konnte, wurde Gorldt von beiden Drachen übers Wasser gezogen, bis sie schliesslich mit voller Wucht gegen einen Holzdamm prallte und wenig später verstarb. «Es war schrecklich», erinnert sich Boese. Sie spielte mit dem Gedanken, nie mehr ein Brett anzufassen, «aber Silke hätte gewollt, dass ich weitermache».
Sponsoren drehen Geldhahn zu
Kristin Boese machte so weiter, als hätte es nie einen Unfall gegeben. In fünf verschiedenen Disziplinen holte sie insgesamt neun Weltmeistertitel und schaffte den Einzug ins «Guinnessbuch der Rekorde». Trotz dieser Rekordserie kann sich die erfolgreiche Wellenreiterin finanziell nur knapp über Wasser halten. «Ich lebe von der Hand in den Mund», sagt sie der Zeitung «Die Welt». Die Wirtschaftskrise hat sich auch bei ihr zur Finanzkrise entwickelt.
Vor zwei Jahren kürzte Boeses Hauptsponsor ihr Gehalt um die Hälfte, zwei Sponsoren drehten den Geldhahn ganz zu. Die Ebbe in ihrem Portemonnaie führte sogar so weit, dass sie einen Wettkampf in Argentinien aus Kostengründen absagen musste. «Es gab schon Momente, in denen ich komplett verzweifelt war. Da fehlte mir sogar das Geld für die nächste Mahlzeit», sagt Boese gegenüber der «Frankfurter Allgemeinen» und gibt zu, dass sie phasenweise darum kämpfen muss, die Abzahlungsraten für ihr Haus in Australien aufzubringen.
Sehnsucht nach Olympia und einem Baby
Ob Kristin Boese sich des Geldes wegen für den «Playboy» entblätterte, bleibt ihr Geheimnis. Offensichtlich sind allerdings ihre Bemühungen, dem Kitesurfen auf breiter Front zu Publizität zu verhelfen. Ein erfolgreiches Instrument der Vermarktung ist ihre Surfakademie KB4Girls, bei der sich junge Frauen an 25 Stränden auf der Welt jeweils für zwei bis drei Tage inspirieren lassen können. Was laut Boese zu noch mehr Werbung führen würde, wäre eine Aufnahme des Kitesurfens an den Olympischen Spielen. «Da will jeder Sportler hin, dann hätten wir es geschafft. Und 2016 wäre ich 39. Mit 40 will ich dann Mutter werden», sagt Boese, ohne dabei ans Geld zu denken.
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