Öl klebt an Obamas Image
Unentwegt spuckt das Bohrloch am Meeresboden im Golf von Mexiko Öl aus. Die giftigen schwarzen Schwaden nähren ein politisches Fegefeuer, dessen Flammen Barack Obama langfristigen Schaden zufügen können.

Zu langsam, zu zaghaft habe Obama zunächst auf die Krise reagiert, sagen Kritiker. Das Weisse Haus arbeitet inzwischen im Krisen-Modus. Die Parole heisst Schadensbegrenzung. Wenn der Präsident den Ölfluss schon nicht stoppen kann, so das Kalkül, dann soll er wenigstens den Eindruck grösstmöglichen Engagements erwecken. «Das Stopfen des Öl-Lecks und die Eindämmung des Schadens muss nun die oberste Priorität meiner Regierung sein, und wir werden diesen Kampf in jeder Minute an jedem Tag ausfechten», sagte Obama am Mittwoch in einer Rede in Pittsburgh. Die Lokalpresse merkte an, dass mehrere Abgeordnete und Senatoren die Einladung des Präsidenten ausgeschlagen hatten. Die Ölkrise kratzt an Obamas Image, Kritiker sehen sie bereits als Obamas «Katrina».
Der Vergleich mit der Hurrikankatastrophe von 2005 hinkt freilich ein wenig. Wenn es ein grosses Schlagwort gäbe, unter dem sich die Reaktion des damaligen Präsidenten George W. Bush auf «Katrina» zusammenfassen liesse, wäre dies Inkompetenz. Die Regierung versagte auf blamable Weise bei der Evakuierung von New Orleans und der Versorgung zehntausender Flüchtlinge, was doch eigentlich zu den Kernaufgaben der staatlichen Katastrophenschutzbehörden gehört hätte. Das Stigma des Versagens angesichts der Sturmkatastrophe wurde Bush nie mehr los.
Abhängigkeit von BP
Das grosse Schlagwort zur Beschreibung von Obamas Reaktion auf die Ölpest im Golf lautet hingegen Machtlosigkeit. Obamas Regierung setzte die Küstenwache in Bewegung, verdreifachte vergangene Woche die Zahl der Helfer an den ölverschmutzten Küsten, bringt Anwälte mit Millionenforderungen gegen BP in Stellung - und muss doch erkennen: Das Machtarsenal des Präsidenten reicht nicht aus, um ein Bohrloch in anderthalb Kilometern Meerestiefe zu stopfen. Dazu bedarf es eines technischen Durchbruchs der Ingenieure.
Für Obama und seine Regierung bedeutet es ein erhebliches politisches Dilemma, einerseits auf das technische Knowhow von BP angewiesen zu sein, andererseits aber den britischen Konzern für das Fiasko zur Rechenschaft zu ziehen. Die Regierung wirkte dabei ein wenig so wie jemand, der im Falle eines Brandes auf die Feuerwehr einprügelt, gleichzeitig aber auf deren Löscherfolg hofft. Kritiker werfen der Regierung Obama vor, das Krisenmanagement anfangs zu sehr auf BP abgewälzt zu haben, um sich nicht selbst die Hände schmutzig zu machen.
Politische Dummheit
Der legendäre demokratische Politikberater James Carville, früherer Vertrauter von Präsident Bill Clinton und politischer Strippenzieher in Louisiana, zählt zu den ersten Parteikollegen, die Obama öffentlich für das Krisenmanagement kritisierten. «Ich weiss nicht, warum sie die Sache so distanziert angegangen sind», klagte Carville vor einigen Tagen im Sender ABC. «Der Präsident hätte früher herkommen sollen, er wirkte, als ob ihn das alles nichts angeht», sagte Carville weiter. «Diese politische Dummheit ist nicht zu glauben.»
In einer am Montag vom Sender CNN veröffentlichten Umfrage zeigten sich 51 Prozent der Befragten unzufrieden mit Obamas Krisenmanagement, 46 Prozent waren mit seinem Vorgehen einverstanden. Die Umfrage belegte aber auch, dass der grösste Ärger weiterhin dem Ölkonzern BP gilt: 76 Prozent sagten, sie seien unzufrieden mit dessen Rolle. Kaum ein Experte freilich zweifelt, dass die Ölpest langfristige Folgeschäden für den Präsidenten nach sich ziehen könnte: Sollte sie sich noch lange hinziehen, dürfte sich der Unmut der Bürger über Obamas Image legen wie der Ölfilm über die Strände an der Golfküste.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch