Öffentliche Spitäler unter einem Dach
Die Gesundheitsdirektoren beider Basel sprengen die Kantonsgrenzen. Auf dem Bruderholz soll ein gemeinsames Spital gebaut werden.

«Ein Diskussionspapier» nannte der Baselbieter Gesundheitsdirektor Thomas Weber (SVP) kürzlich die neue Spitalstrategie beider Basel, die am Montag vorgestellt wird. Entweder hat er das Wort unbedacht genannt oder er übt sich vor der gross angekündigten Präsentation in Bescheidenheit. Doch was er und sein Basler Kollege, Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger (CVP), in nur einem Jahr erarbeitet haben, ist bemerkenswert und könnte die Spitalregion Nordwestschweiz kräftig durchschütteln. Der BaZ sind die Pläne der Regierungsräte bereits bekannt.
Die neue Eigentümerstrategie für die öffentlichen Kliniken ist ein grosser Wurf. Sie geht nämlich weit über das hinaus, was die beiden Politiker in den letzten Monaten als «verstärkte Kooperation» bezeichnet haben. Sie wollen zwar nicht von dem insbesondere im Baselbiet negativ besetzten Wort «Fusion» sprechen. Doch was die beiden geplant haben, ist letztlich genau das: Das Universitätsspital Basel (USB) und das Kantonsspital Baselland (KSBL) mit seinen drei Standorten Liestal, Bruderholz und Laufen werden unter dem Dach einer gemeinsamen Spitalgruppe vereint.
Bruderholz wird neu gebaut
Und so sehen die Pläne der beiden Gesundheitsdirektoren aus: Auf dem Bruderholz werden das USB und das KSBL gemeinsam ein neues Spital bauen. Das neue Bettenhaus wird kleiner als das bisherige Hochhaus. Dieses wiederum soll voraussichtlich nach der Fertigstellung des Neubaus abgebrochen werden. Das neue gemeinsame und kleinere Bruderholzspital wird eine Art Tagesklinik mit starkem Ambulatorium und vor allem zu einem bikantonalen Zentrum für eher einfache Operationen und Interventionen. Das heisst: Planbare Eingriffe mit einem kurzen stationären Aufenthalt sollen künftig auf dem Bruderholz stattfinden und nicht mehr in Liestal und Basel. Dadurch werden Liestal und Basel von diesen «Kurzaufenthalt-Patienten» entlastet und die Strukturen für diese einfachen Eingriffe, die bisher an drei Standorten aufgebaut und unterhalten wurden, können bis auf das Bruderholz abgebaut werden. Das könnte vielleicht sogar bedeuten, dass das Basler Klinikum 2 nicht ganz so hoch gebaut werden müsste, was die Heimatschützer besänftigen würde.
Das stationäre Geschäft mit längerer Aufenthaltsdauer, die Intensivmedizin sowie die spezialisierte Medizin wird das Bruderholzspital im Gegenzug verlieren. Diesen Zweig teilen sich künftig Liestal und Basel untereinander auf. Damit vermeidet die neue Spitalgruppe auch bei den grösseren Eingriffen mit längerem Spitalaufenthalt weitere Doppelspurigkeiten. Mehr noch: Bei den hochkomplexen Operationen können Basel und Liestal zusammen genügend Fallzahlen aufweisen, die notwendig sind, um die universitäre Forschung sicherzustellen und die Anforderungen an die Behandlungsqualität längerfristig zu erfüllen.
Spital Laufen wird bleiben
Das Spital Laufen wird zwar doch nicht geschlossen, aber gestutzt. Primär wird Laufen ein sogenanntes Portalspital. Das heisst: Der Patient kann sich dort abklären lassen und wird für die Operation nach Basel, Liestal oder Bruderholz geschickt. Die Schmerzklinik soll jedoch bleiben. So weit die Strategie. Die Regierungsräte beauftragen nun die Verwaltungsräte der beiden Spitäler, bis in einem Jahr alle Fakten zusammenzutragen und die Strategie in ein Projekt zu giessen. Noch sind viele Fragen offen: Welche Eingriffe bekommt Liestal und welche Basel? Wie viel Infrastruktur ist notwendig? Wie viel Personal? Und welche Rechtsform ist für den Zusammenschluss der beiden Spitäler die richtige?
Klar ist, dass eine Spitalgruppe, eine Spital-Holding oder ein Uni-Spital beider Basel – oder wie das Konstrukt einst heissen wird – sowohl weniger Investitions- als auch Personalkosten haben wird und sich diese zudem teilen kann. Damit rüsten Weber und Engelberger ihre Spitäler auch für die absehbare Entwicklung, dass die Entschädigungen für eine Operation stetig sinken werden. Mit sinkenden Einnahmen werden kleinere Strukturen zur Pflicht.
Entlastung der Prämien
Und was bedeutet die Spitalstrategie für den Prämienzahler? Das ist noch nicht klar. Ausschlaggebend wäre eine signifikant kleinere Baserate, also ein sinkender Preis für eine Behandlung. Durch die Entflechtung von komplexen und einfachen Operationen machen die Gesundheitsdirektoren den Weg frei für massiv tiefere Preise insbesondere am Bruderholzspital und am Spital in Laufen. Da künftig kürzere Spitalaufenthalte und ambulante Behandlungen zunehmen, werden sowohl die Kantonskassen als auch die Krankenkassen entlastet – und damit der Steuer- und Prämienzahler.
Bis das neue Bruderholzspital steht und die Spitalstrategie greift, dürfte es noch mindestens drei bis fünf Jahre dauern. In einem Jahr sollten die Detailabklärungen, das konkrete Projekt vorliegen. Dann erst geht es ans Eingemachte. Die gemeinsame Spitalplanung ist nur ein erster Schritt – politisch kann noch einiges geschehen. Dennoch bedeutet diese Strategie definitiv ein Umdenken von «beide Kantone schauen für sich» zu «wir gehen gemeinsam in die Zukunft». Dieser Wille ist für Basel nicht neu, dass das Baselbiet dazu Hand bietet, hingegen schon – Weber und Engelberger sprengen die Kantonsgrenzen.
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