Öde Strassenkreuzung wird zum Youtube-Hit
Auf der Kreuzung im US-Städtchen Jackson Hole passiert nichts. Trotzdem schauen Tausende zu.
Ein neues Internetphänomen wirft Rätsel auf: Niemand weiss so recht, wie und wieso es überhaupt zum Phänomen wurde. Denn auf dem Webcam-Livestream aus Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming sind weder süsse Tiere noch lustige Menschen zu sehen: eigentlich geschieht nichts. Trotzdem wird das karge Geschehen auf der Hauptkreuzung des verschlafenen Städtchens gemäss der «Süddeutschen Zeitung» von Tausenden in Echtzeit verfolgt. Und eifrig kommentiert. Fährt ein Auto vorbei, gerät die Community ausser sich: «Car!», «Truck!!!», «OMG, red car!» oder «Red truck, did not stop!». Während der Nacht blinken die Ampeln in schnellen Abständen rot, selten bewegt sich was auf dem Bildschirm. Trotzdem sind über 2000 aktive Kommentatoren online. Und niemand weiss, wieso. So fragen sich die Zuschauer meist selber: «Wieso schauen wir uns das an?»
Vor über einem Monat richtete das am Teton Nationalpark gelegene und bei Outdoor-Touristen beliebte Jackson Hole Livestreams von mehreren Webcams ein, um den Tourismus anzukurbeln. Doch während der idyllische Blick auf den Spring Creek fast keine Zuschauer findet, wurde die Kreuzung des Town Squares zum Internethit. Independent.co.uk zufolge wuchs die Beliebtheit durch einen Kommentar auf 4chan, als ein User ankündigte, nach Jackson zu reisen und vor der Kamera etwas zu machen. Eine weitere Verbreitung auf Reddit des mittlerweile gelöschten Kommentars brachte die Kreuzung schliesslich auf Youtube und damit zu weltweiter Berühmtheit.
Alle halten nach dem Sheriff Ausschau
Jede gute Geschichte braucht einen Helden. So auch jene von Jackson Hole. Ständig wird nach dem Sheriff des Städtchens mit fast 10‘000 Einwohnern gefragt. Wenn er nicht auftaucht, wird über die Gründe gerätselt und nach ihm gerufen. Fährt er schliesslich vorbei, gerät die Community ausser Rand und Band und die Kommentare fliegen nur noch vorbei: „Sheeeeriff!!“ Dieser weiss um seine Berühmtheit und winkt manchmal seinen Fans zu, wenn er an der Kamera vorbeifährt. Dann bricht auf Youtube der Jubel aus.
Trotzdem scheint die Stadt an der grossen Aufmerksamkeit der Kreuzung-Webcam nicht die grösste Freude zu haben. Auf Jackson Holes Internetseite wird sie nicht mehr aufgelistet. Wenn die Übertragung aussetzt, macht sich schnell Verzweiflung breit.
Vielleicht liegt das Phänomen für einmal nicht am Aussergewöhnlichen, sondern am Gewöhnlichen. Oder es ist ein Anti-Hit. An was es auch liegen mag, der langweiligen Kreuzung von Jackson zuzusehen, wirkt bereits fast meditativ. Oder wie ein User schreibt: «What a peaceful town.»
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