Starke Schweizer im Super-GCaviezels Superfahrt – während der Bruder daheim leidet
Marco Odermatt überzeugt weiter und wird in Courchevel hinter Vincent Kriechmayr Zweiter. Derweil egalisiert Gino Caviezel als Dritter sein Bestergebnis im Weltcup.

Müdigkeit? Kennt er offenbar nicht. Spannungsabfall Mitte März? Nicht bei ihm. Genügsamkeit nach all seinen Erfolgen? Von wegen.
Während andere das Saisonende herbei sehnen, könnte Marco Odermatt wohl noch bis Ende April Rennen bestreiten – und würde gewiss auch diesen den Stempel aufdrücken. Zweiter wird er im Super-G am Final in Courchevel, es ist Podestplatz Nummer 15 in diesem für ihn so fantastischen Winter. Der Gesamtweltcupsieger totalisiert nun bereits 1539 Punkte, er steuert auf eine der besten Marken in diesem Jahrtausend zu.
Geschlagen wird Odermatt im WM-Ort des kommenden Jahres einzig von Vincent Kriechmayr, der Österreicher reüssierte tags zuvor bereits in der Abfahrt und bringt einen für ihn eher schwierigen Winter zu einem überaus versöhnlichen Ende. Der Mann des Tages aber ist Gino Caviezel, der als Dritter sein Weltcup-Bestergebnis egalisiert. Im Super-G steht der Bündner erstmals auf dem Podest, und mit mittlerweile 29 Jahren scheint er endlich dort angekommen zu sein, wo ihn Trainer und Experten schon viel früher erwarteten: in der Weltspitze.
Bruder Mauro droht Rücktritt
In technischer Hinsicht galt Caviezel schon früh als äusserst talentiert. Gerade im Riesenslalom aber mangelte es ihm an Konstanz, der grobe Fehler war lange Zeit der stete Begleiter in seinen Fahrten. Nun hat er einen Schritt nach vorne gemacht, auch mental, so sagte es unlängst der Schweizer Speed-Trainer Reto Nydegger. Zudem hat sich Caviezel mit dem Super-G ein zweites Standbein aufgebaut. Mit Odermatt versteht er sich glänzend, als dieser ihn vom zweiten Platz verdrängt, folgt ein kurzer «Trash Talk» unter Freunden: «Hätte ich wegen ihm das Podest verpasst, hätte er das später dann schon noch zu spüren bekommen.»
Caviezel spricht nach der Siegerehrung von einer «Superfahrt», es freue ihn auch, zusammen mit Odermatt und Kriechmayer feiern zu dürfen. «Kriechmayr ist nun schon mit zwei Caviezels auf dem Podest gestanden, das ist ja auch nichts Alltägliches», sagt er schmunzelnd.
Ob Bruder Mauro, dem Gino sehr, sehr nahe steht, je wieder in den Weltcup zurückkehren wird, steht jedoch in den Sternen. Seit seinem schweren Sturz vor 14 Monaten und dem erlittenen Schädel-Hirn-Trauma ist für den Super-G-Weltcupsieger von 2020 an Skifahren im Rennmodus nicht zu denken. Caviezel testet verschiedenste Therapieformen, die Fortschritte aber halten sich in Grenzen. Noch spricht der 33-Jährige nicht vom Rücktritt, er sagt aber, die Situation sei frustrierend – eine Saison wie diese jedenfalls will er sich nicht mehr antun.
Österreich hadert – Sieg hin oder her
Wie in der Abfahrt stehen also auch im Super-G zwei Schweizer auf dem Podest. Die Swiss-Ski-Delegation überzeugt im Kollektiv, Justin Murisier (9.) sowie Beat Feuz und Stefan Rogentin (zeitgleich Zehnte) zeigen auf der bei 11 Grad immer weicher werdenden Piste ebenfalls gute Leistungen.
Vierter wird mit dem Norweger Aleksander Kilde der Gewinner der kleinen Kristallkugel. Im Kugelkampf komplett das Nachsehen haben derweil aller Voraussicht nach die Österreicher, einzig Manuel Feller hat im Slalom noch geringe Chancen. Der Sieg im Nationencup wird in der Skination als schwacher Trost empfunden für die – gemessen an den gewaltigen Ansprüchen – ungenügende Saison. Kriechmayers Erfolg mag die Laune etwas aufheitern, doch im Verband herrscht nach einigen Trainerwechseln bei Frauen und Männern Unruhe.
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