Obama lanciert das Projekt Wiederwahl mit einem Video
Der US-Präsident wählte einen bescheidenen Auftakt für seinen Kampf um eine zweite Amtszeit. In einem Internetvideo lässt er Unterstützer von der Basis für ihn werben, selbst taucht der Präsident nicht auf.

«Es beginnt mit uns» lautet das Motto, mit dem Obama erneut jene Euphorie entfachen will, die ihn 2008 als ersten Schwarzen ins Weisse Haus getragen hatte. Doch während Obama damals als junger Senator die Hoffnungen auf Wandel nach acht Jahren George W. Bush verkörperte, hat sein Image im Regierungsalltag Kratzer bekommen.
Am frühen Morgen gab Obama via E-Mail, SMS und sozialen Online-Netzwerke den Startschuss. Der Präsident setzt damit wieder auf die digitalen Medien, mit denen er die Wahlkampfführung in den USA vor vier Jahren revolutioniert hatte. Sein erstes Video beginnt mit Bildern aus einer ländlichen Idylle, sanft weht eine US-Fahne vor einem Einfamilienhaus.
«Es sind noch viele Dinge auf dem Tisch»
Die Unterstützer in dem Clip hat das Wahlkampfteam mit Bedacht ausgewählt. Die Anhänger kommen aus umkämpften Bundesstaaten, in ihnen spiegeln sich wichtige Wählergruppen wider: Die weisse Mittelschicht, eine Familie lateinamerikanischer Abstammung, ein Student, eine Afroamerikanerin. Ihre Botschaft: Obamas Job ist noch nicht beendet.
«Es sind noch so viele Dinge auf dem Tisch, die angegangen werden müssen», sagt Gladys aus dem Bundesstaat Nevada in dem Video. «Und ich will, dass Präsident Obama sie angeht.» Dabei lässt der Präsident auch Selbstkritik durchschimmern. «Ich stimme mit Obama nicht bei allem überein, aber ich respektiere ihn und vertraue ihm», sagt Ed aus North Carolina.
Offene Versprechen
Obama ist nicht mehr der Aussenseiter, der sich als brillanter Redner zunächst die demokratische Präsidentschaftskandidatur gegen Hillary Clinton sicherte und schliesslich deutlich gegen den Republikaner John McCain siegte. Als amtierender Präsident wird er an seinen Taten gemessen, und seine ambitionierten Versprechen konnte er bislang nur zum Teil einlösen.
Vor einem Jahr verabschiedete der Kongress Obamas Gesundheitsreform, den grössten Umbau des US-Sozialsystems seit Jahrzehnten. Doch die ursprünglichen Pläne wurden im parlamentarischen Ringen verwässert.
Auch die Finanzmarktreform des Präsidenten ging nicht so weit, wie es vor allem die Parteilinken der Demokraten gehofft hatten. Bei der Schliessung des US-Gefangenenlagers Guantánamo Bay scheiterte Obama, weitere wichtigen Baustellen bleiben die Klimapolitik und Einwanderungsgesetzgebung.
Ein wichtiges Wahlkampfversprechen wird Obama Ende des Jahres einlösen können, wenn die letzten US-Truppen aus dem Irak abziehen. Zugleich hat der Präsident die Soldaten in Afghanistan deutlich aufgestockt, die Abzugsstrategie bis 2014 bleibt vage. Und vor wenigen Wochen überrumpelte der Friedensnobelpreisträger die US- Bevölkerung mit einem unpopulären Militäreinsatz in Libyen.
Wirtschaftslage entscheidend
Entscheidend für Obamas Wiederwahl dürfte aber die Frage sein, ob sich die Wirtschaft rechtzeitig erholt. Nur so wird er das milliardenschwere Konjunkturpaket in der Rezession 2009 rechtfertigen können, das nun Ängste vor einer horrenden Staatsverschuldung schürt und im konservativen Lager die Tea-Party- Bewegung hervorgebracht hat.
Noch hat kein Republikaner offiziell seine Kandidatur eingereicht. Am weitesten hat sich bisher der frühere Gouverneur von Minnesota, Tim Pawlenty, vorgewagt, der seine Chancen mit einem Wahlkampfkomitee auslotet. Als weiterer möglicher Kandidat gilt der Ex-Gouverneur von Massachusetts, Mitt Romney. Die Tea-Party-Ikone Sarah Palin hat dagegen in Umfragen zuletzt stark verloren.
Obamas Wahlkampfteam hat in seiner Heimatstadt Chicago Quartier bezogen, am 14. April will der Präsident dort Medienberichten zufolge bei einer Veranstaltung erstmals Spenden sammeln. Damit die Wiederwahl gelingt, so heisst es, soll eine Rekordsumme von bis zu einer Milliarde Dollar aufgetrieben werden.
SDA/pbe
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