«Ob Kim Jong-un nur benutzt wird, können wir nicht beantworten»
Der jüngste Atomtest und die Feierlichkeiten zum 71. Geburtstag Kim Jong-ils deuten darauf hin, dass Nordkoreas junger Machthaber fest im Sattel sitzt. Greifbarer wird seine Rolle dadurch jedoch nicht.

Fröhlich lächelnd übergibt Nordkoreas junger Machthaber Kim Jong-un einer alten Frau in einem traditionellen Kleid ein schwarzes Kästchen. Zur Übergabe in einem Saal der Arbeiterpartei in Pyongyang klatschen die anwesenden Funktionäre heftig Beifall.
Die Frau ist von so viel Ehre überwältigt; sie weint, als sie wieder auf ihrem Platz sitzt. Ihr Geschenk enthält etwas Besonderes: Zum ersten Mal verteilt die Partei Uhren mit dem «erlauchten» Namen von Kims verstorbenem Vater Kim Jong-il als staatliche Auszeichnung an Bürger, die sich um das «blühende sozialistische Land» verdient gemacht haben, wie die staatlichen Medien berichten.
Personenkult zelebriert
Die Fernsehbilder haben eine grosse Aussagekraft. Abseits von den Spannungen wegen des jüngsten nordkoreanischen Atomtests in der vergangenen Woche wird Kim als volksnaher Herrscher gezeigt, der seine Untertanen nicht vergisst.
Das Regime nutzte den 71. Geburtstag Kim Jong-ils am Samstag nicht nur, um den Atomtest als nationalen Erfolg hinzustellen. Einmal mehr wurde auch der Personenkult um den langjährigen Machthaber und dessen Sohn zelebriert.
Beispiellose Verehrung des Staatsgründers
Zum Gedenken an den im Dezember 2011 gestorbenen Vater hatte es Huldigungen, Massenversammlungen und Ausstellungen gegeben. Bei einem Besuch im Mausoleum, wo der einbalsamierte Leichnam Kim Jong-ils ausgestellt wird, zollte der Sohn dem verstorbenen Vater Respekt.
Der Personenkult hat seit den Tagen von Kim Jong-uns Grossvater Kim Il-sung grosse Bedeutung. Der «Staatsgründer» wird noch immer als gottgleiche Person verehrt. Sein Geburtstag und der seines Sohnes Kim Jong-il sind nationale Feiertage. Überall im Land stehen Statuen der beiden.
Die Kim-Dynastie ist bereits seit über 60 Jahren in dem heute verarmten Staat an der Macht. Die Fortsetzung der Dynastie gilt als «Garant für die Stabilität des Systems», wie es ein Beobachter der Vorgänge in Nordkorea formuliert.
Atomtest soll Stellung Kims untermauern
Seit mehr als einem Jahr steht nun der etwa 30-jährige Kim Jong-un an der Staatsspitze. Seitdem hat es unter seiner Regie trotz internationaler Warnungen zwei Raketenstarts und den dritten Atomtest gegeben. Die Spannungen mit der Supermacht USA haben sich verschärft.
Der Atomtest wie auch die Raketenstarts sollten nach Ansicht von Beobachtern auch die Stellung Kim Jong-uns und dessen Regime absichern. So wird der Atomtest in den staatlichen Medien auch als Resultat «einer resoluten Entscheidung» Kims beschrieben. Alles deutet derzeit darauf hin, dass er fest im Sattel sitzt.
Doch ob er tatsächlich die volle Kontrolle ausübt, gilt als ungewiss. «Ob Kim Jong-un selbst die Politik mitbestimmt oder nur benutzt wird, können wir nicht beantworten», sagt ein Diplomat. Den engsten Führungskreis beschreibt er als ein Netzwerk von Vertrauten. Das komplizierte Geflecht von Partei, Regierung und Militär gilt als undurchdringlich.
Äussere Bedrohung suggeriert
Neben dem Kult um die Herrscher-Familie wird den Nordkoreanern ständig eine Bedrohung durch äussere Mächte suggeriert. Die Propaganda sei stark militaristisch mit «geschwungener Faust», Gewehren oder Panzerfaust, sagen Beobachter. Plakate in Pyongyang zeigen, wie die USA mit Stiefeln zertreten werden und wie das Kapitol in Washington explodiert.
Nordkorea unterstellt den USA eine feindselige Politik. Mit Argusaugen verfolgt Pyongyang nun den nächsten Schritt Washingtons, um daraus seine Schlüsse zu ziehen. Sollten die Sanktionsschrauben gegen Pyongyang fester gezogen werden, dürften weitere Atom- und Raketentests kaum noch zu verhindern sein.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch