«Nur wenige haben das nötige Charisma»

Corinna Glaus, Sie haben die intersexuelle Rolle gecastet, die im kürzlich ausgestrahlten Schweizer «Tatort» zu sehen war. Wie lange dauerte es, bis Sie die passende Schauspielerin gefunden haben? Mit Ausnahme des durchgehenden Hauptcasts war ich nicht nur für ihre Rolle, sondern für die Besetzung des gesamten Films zuständig, was üblich ist. Die Zeit war relativ knapp bemessen, wir hatten ein paar Wochen Zeit. Gerade caste ich für zwei Kinospielfilme, bei denen Jugendliche die Hauptrollen spielen. Da dauert es mehrere Monate. Würde eine Produktion heute grünes Licht geben für einen Dreh im kommenden Frühling, müsste man jetzt damit beginnen, die Rollen zu besetzen, sofern es sich um Laien oder Jugendliche handelt.

Weshalb werden die Rollen in der Schweiz eigentlich immer mit denselben Schauspielern besetzt? Schlagen Sie auch unbekannte Gesichter vor? Klar, das ist ein wichtiger Teil meines Berufs und mit ein Grund, weshalb ich meinen Beruf so liebe. Die Wahl zwischen bekannten und unbekannten Schauspielern ist ein ewiges Thema und hat vor allem mit der industriellen Seite des Films zu tun, was auch in meiner Arbeit eine Rolle spielt. Wenn ich mit Kollegen aus dem Ausland rede, ist es dort genau dasselbe. Ein Casting Director aus Frankreich erzählte, dass bei den meisten Projekten auch erst einmal über Monica Bellucci oder Catherine Deneuve in der Hauptrolle gesprochen wird. In der Schweiz kommt hinzu, dass unser Land klein ist. Ist das Ganze noch auf die Deutschschweiz beschränkt, werden die möglichen Kandidaten zur Grossfamilie. Es gibt sehr viele gute und spannende Schweizer Schauspieler. Für eine Hauptrollenbesetzung braucht es aber auch noch das gewisse Charisma, also eine Ausstrahlung, die die Zuschauer 90 Minuten lang fasziniert und hoffentlich noch lange darüber hinaus.