Nur 40 Prozent sagen Ja zur Einheitskasse
Obwohl viele Schweizer unter hohen Prämien leiden, befürworten sie grossmehrheitlich die obligatorische Krankenkasse. Eine Einheitskasse würde aber gemäss jüngster Umfrage an der Urne scheitern.

Der SVP-Ruf nach Abschaffung des Krankenkassenobligatoriums findet keinen Anklang: Drei Viertel der Bevölkerung wollen daran festhalten. Auch der FDP-Vorschlag für eine Lockerung des Vertragszwangs zwischen Ärzten und Kassen stösst nicht auf Begeisterung. Das zeigt der gfs-Gesundheitsmonitor 2012. Er wurde im Auftrag des Branchenverbandes Interpharma erstellt und heute in Bern den Medien präsentiert.
1200 Stimmberechtigte wurden sprachregional gewichtet zwischen dem 1. April und dem 14. Mai befragt – also noch vor der eidgenössischen Abstimmung vom 17. Juni. Trotzdem erlaubt das Ergebnis, die Chancen der nach der Abstimmung neu eingebrachten Vorschläge einzuschätzen.
Auch SVP-Basis für Obligatorium
22 Prozent (Vorjahr: 19 Prozent) der Befragten bezeichnen die Krankenkassenprämien zwar als dauerhaft belastend. Für 24 (33) Prozent stellen sie ein gelegentliches Problem dar. Trotzdem wollen drei Viertel der Befragten am Krankenkassenobligatorium nichts ändern, nicht einmal innerhalb der SVP, von welcher der Abschaffungsvorschlag kommt. Dort sind 77 Prozent für die Beibehaltung, bei der FDP und den Grünen sogar je 81 Prozent. Unter den SP-Mitgliedern sind 73 und bei der CVP 66 Prozent für die Beihaltung.
Ebenfalls nicht mehrheitsfähig erscheint die FDP-Forderung nach einer Aufhebung beziehungsweise Lockerung der Vertragszwangs zwischen Kassen und Ärzten. 56 Prozent sind für die Beibehaltung, unter den FDP-Mitgliedern gar 64 Prozent. 37 Prozent aller Befragten finden, die Kassen sollten frei entscheiden können, mit welchen Ärzten sie Verträge abschliessen wollen. Mehr Zuspruch erhält die Idee einer obligatorischen Pflegeversicherung für das Alter: Für 63 Prozent wäre sie denkbar, das heisst: Sehr dafür sind 22 Prozent, eher dafür 41 Prozent.
40 Prozent für Einheitskasse
Im Vergleich zum Vorjahr stärker wahrgenommen wird in der Bevölkerung die Diskussion über eine Einheitskrankenkasse. 40 Prozent befürworten sie, 45 Prozent möchten beim Status quo bleiben. Die Zahl der Unschlüssigen liegt somit bei 15 Prozent – gegenüber 9 Prozent im Vorjahr.
Laut Claude Longchamp von gfs.bern führen die Befürworter nicht zuletzt das Argument der Vereinfachung ins Feld – für ihn ein Indiz, dass das heutige System für viele zu unübersichtlich ist. Bei den Gegnern einer Einheitskasse wird vor allem das Argument des Wettbewerbs angeführt, welcher Qualität garantiere.
Die Initiative für eine Einheitskasse ist dieser Tage formell zustande gekommen und dürfte 2014 vors Volk kommen. Die Initianten (darunter SP, Grüne sowie Patienten- und Konsumentenorganisationen) orientieren sich am Modell der Suva.
Qualität wichtiger als Preis
Fast zwei Drittel (64 Prozent) der befragten Stimmberechtigten beurteilen das heutige Krankenversicherungsgesetz als sehr oder eher positiv. Als eher negativ wird es von 23 Prozent der Befragten eingestuft.
Bei den Wunschvorstellungen dominiert konstant die Haltung, dass Qualität wichtiger ist als der Preis. Nur gerade 7 Prozent sind für eine Kürzung des Leistungskatalogs.
Ausserdem wollen 58 Prozent die freie Arztwahl – auf jeden Fall und unabhängig von allfälligen Einsparungen – beibehalten; nur 6 Prozent waren für die Abschaffung. Bei der Medikamentenabgabe wollen 48 Prozent (53) das geeignetste Medikament, ungeachtet des Preises. 34 Prozent (21) wollen, dass der Arzt auf den Preis achtet, und 17 Prozent (24) wollen, dass er die beiden Punkte abwägt. Überdies sind 50 Prozent (42) der Befragten der Ansicht, dass die Kassen Medikamente für Bagatellfälle nicht mehr bezahlen sollten.
SDA/rub
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