Nun versucht McCain, Obama die Show zu stehlen
Der Parteitag der Republikaner beginnt am Montag in Minneapolis. Heute wird John McCain wohl seinen Kandidaten fürs Amt des Vizes vorstellen.
Barack Obama hat gesprochen, der Parteitag der Demokraten in Denver ist beendet und macht der nächsten grossen Show Platz: dem republikanischen Parteitag in Minneapolis im Staat Minnesota, der am Montag beginnt. Dort wird Senator John McCain offiziell zum Kandidaten der Partei gekürt, bereits heute aber wollen die Republikaner verhindern, dass Barack Obamas gestrige Rede die Schlagzeilen des Wochenendes beherrscht.
Deshalb wird McCain wohl bereits am Freitag seinen Vizepräsidentschaftskandidaten bekannt geben. Republikanischen Insidern zufolge hat McCain «eine sichere Wahl ohne Risiken» getroffen, obschon zumindest einer der von ihm begutachteten Kandidaten, der frühere demokratische Senator Joe Lieberman, bei republikanischen Konservativen auf Widerstand stösst, weil er ein Befürworter der Abtreibungsfreiheit ist. Lieberman sitzt wegen seiner Unterstützung des Irak-Krieges als Unabhängiger im Senat. Hinter den Kulissen heisst es, sowohl der ehemalige Gouverneur von Massachusetts, Mitt Romney, der sich ebenfalls um die republikanische Präsidentschaftskandidatur beworben hatte, als auch der Gouverneur von Minnesota, Tim Pawlenty, seien in die engere Auswahl gezogen worden.
Störenfriede in Denver
Um den medialen Schub für Obama zu bremsen, hatte die Republikanische Partei in Denver Flagge gezeigt: In einem Lagerhaus eineinhalb Kilometer vom Pepsi- Center entfernt hatten sich republikanische PR-Spezialisten eingemietet, die mit modernsten Kommunikationsmethoden auf den demokratischen Parteitag reagierten. Überdies brachen die republikanischen Störenfriede mit einem politischen Tabu: Galt bisher, dass der politische Gegner für die Dauer des Parteitags allein die Bühne besetzen durfte, so schaltete McCains Truppe Anti-Obama-Spots im Fernsehen und entsandte Mitt Romney, den früheren New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani und Gouverneur Pawlenty nach Denver, um Obama anzugreifen.
Hatte George W. Bush noch 2004 seinem Konkurrenten John Kerry die demokratische Parteitagswoche überlassen, so reagierten die Republikaner auf die Geschehnisse des demokratischen Parteikonvents. Und während die Kongressrepublikaner befürchten, im November, wenn das Repräsentantenhaus und ein Drittel der Senatoren zur Wahl anstehen, neuerlich eine Schlappe zu erleiden, ist die Ausgangslage für McCain zwei Monate vor dem Wahltag überraschend gut: Trotz der Unpopularität von Bush, trotz Kriegsmüdigkeit, hohen Benzinpreisen und einer wackligen Konjunktur hat er in den Umfragen mit Obama gleichgezogen - wohl auch ein Ergebnis des aggressiven Wahlkampfs, den das Hauptquartier McCains im Juli begann und weiterhin führt.
Nähe und Distanz zu Bush
So produzierten McCains Strategen während dieser Woche einen TV-Werbespot, in dem Hillary Clinton erklärt, sie und McCain verfügten über lebenslange Erfahrung. Clinton hatte Obama während des Vorwahlkampfs wiederholt vorgeworfen, es mangle ihm an Erfahrung, was von McCain ausgeschlachtet wird.
Im Gegensatz zum Parteitag der Demokraten wird es bei den Republikanern in Minneapolis keine Unstimmigkeiten geben, da die Wunden des Vorwahlkampfs verheilt sind. Allerdings muss die Partei eine schwierige Balance finden: Sie wird einerseits den schlecht gelittenen Präsidenten zu Wort kommen lassen, andererseits aber Abstand zu Bush halten, um so den demokratischen Vorwurf zu entkräften, McCain werde dessen unpopuläre Politik weiterführen.
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