Nun fordert auch Strassburg die Schliessung von Fessenheim
Die beiden französischen Reaktoren hätten zu viele Störfälle erlebt, begründet der Stadtrat von Strassburg seine Forderung. Selbst Mitglieder von Sarkozys Partei stimmten für den Antrag.

Der Stadtrat von Strassburg hat erstmals die Schliessung des ältesten französischen Atomkraftwerkes in Fessenheim am Rhein verlangt. Das AKW liegt im Elsass, rund 40 Kilometer nördlich von Basel.
Der Beschluss sei einstimmig erfolgt, bei einer Enthaltung, sagte die Pressesprecherin des Strassburger Stadtrats, Julie Deutschmann. Auch die Parteikollegen von Präsident Nicolas Sarkozy hätten dafür gestimmt, obwohl die Mehrheit im Stadtrat rot-grün sei. Bürgermeister ist der Sozialist Roland Ries.
Gleich alt wie die Reaktoren von Fukushima
Die beiden Reaktoren in Fessenheim hätten zahlreiche Störfälle erlebt, erklärte der Stadtrat zur Begründung. Ihre Sicherheitsstandards seien überholt, denn sie seien im gleichen Jahr fertiggestellt worden wie die Unglücksreaktoren im japanischen Fukushima. Die Laufzeit von Fessenheim dürfe nicht um zehn Jahre verlängert werden.
An Fessenheim ist der deutsche Versorger EnBW mit 17,5 Prozent beteiligt, mit 15 Prozent einige Schweizer Versorger. Der Rest gehört dem staatlichen französischen Stromkonzern Electricité de France (EDF), der bis vor kurzem an EnBW beteiligt war.
Forderung nach neuen Gutachten
Die Fessenheim-Überwachungskommission (Clis) forderte unterdessen neue Sicherheitsgutachten. Vor allem die Risiken bei einem Erdbeben und einer Überschwemmung müssten «so rasch wie möglich» neu bewertet werden.
Die Clis veröffentlichte ihre Forderung in einer Medienmitteilung. Sie reagierte damit auf den wachsenden Druck von Umweltschützern auf beiden Seiten des Rheins.
Vor allem in Deutschland und der Schweiz wird angesichts der Atomkatastrophe in Japan der Ruf nach einer Stilllegung des AKW immer lauter. Unter anderen hatten die Regierungen beider Basel die sofortige Stilllegung gefordert.
Nach dem Willen der Clis sollte überprüft werden, ob die mehr als 30 Jahre alten Druckwasserreaktoren von Fessenheim einem Beben der Stärke 7,2 standhalten würden. Diesen Richtwert schlagen Schweizer Experten vor.
Dammbruch-Risiko
Ausserdem solle geprüft werden, ob die direkt am Rheinkanal gelegene Atomanlage für den Fall eines Deichbruchs mit anschliessender Überschwemmung ausreichend geschützt sei. Dabei geht es vor allem um die Frage, ob in einem solchen Fall die Notkühlsysteme funktionieren.
Nach Angaben des Kraftwerksleiters Thierry Rosso war Fessenheim so konzipiert worden, dass es einem Erdbeben der Stärke 6,7 standhalten kann. Das historische Beben von 1356 hatte mit einer geschätzten Stärke von 6,5 bis 7 auf der Richterskala das nahe Basel weitgehend zerstört.
Der Oberrheingraben, in dem Fessenheim steht, ist ein Gebiet mit bekanntem Erdbebenrisiko. Kleinere Beben kommen in der zwischen Schwarzwald und den ostfranzösischen Vogesen gelegenen Region immer wieder vor.
Unabhängige Kommission
Die vor 33 Jahren gegründete Fessenheim-Überwachungskommission (Clis) soll den Betrieb des Atommeilers verfolgen und die Öffentlichkeit über etwaige Risiken informieren. Dazu gibt sie auch Gutachten bei Experten in Auftrag, die vom französischen Stromkonzern EdF unabhängig sind.
Der Kommission gehören unter anderem Vertreter der französischen Atomaufsicht (ASN), des AKW Fessenheim und der umliegenden Gemeinden sowie Umweltschützer an.
SDA/miw
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