Giro d’ItaliaNun folgt das richtige Feuerwerk
Nach zwei Wochen Tristesse geht es bei der 105. Italien-Rundfahrt in die Schlusswoche. Und die hat es in sich.

Selten war eine Grand Tour in den ersten beiden Wochen von so wenig Unterhaltung geprägt wie der diesjährige Giro d’Italia. Fahrern wurde Auslauf gewährt, um sich zu zeigen. Meist wurden sie vom jagenden Feld jedoch wieder gestellt, und es kam zum Massensprint.
So auch bei der 10. Etappe in der mittleren Woche von Pescara nach Jesi. Am Schluss dieses zehnten Teilstücks gab es immerhin etwas Spektakel. Verantwortlich dafür war Biniam Girmay. Der 22-jährige Eritreer, Überraschungssieger beim belgischen Klassiker Gent–Wevelgem Ende März, bezwang im Sprint den niederländischen Alleskönner Mathieu van der Poel. Es war der erste Etappensieg eines Afrikaners bei einer der drei grossen Rundfahrten. Girmay musste seinen Erfolg allerdings teuer bezahlen. Bei der Siegerehrung knallte ihm beim Öffnen der Champagnerflasche der Korken ins Auge. Weil er sich leicht verletzte, musste er den Giro aufgeben.
Vier Bergetappen mit happigen Anstiegen
Dass auf der Strasse nicht mehr geboten wurde, hat wohl auch damit zu tun, dass die Fahrer ihre Kräfte für die Schlusswoche gespart haben. Soweit sie konnten, jedenfalls. Sie können sie gut gebrauchen. Nach dem Ruhetag am Montag folgen bis zum Schlusszeitfahren am nächsten Sonntag in Verona gleich vier Bergetappen.
Los geht es am Dienstag mit der Königsetappe von Salò nach Aprica mit über 5000 Höhenmetern. Drei Berge der 1. Kategorie sind dabei zu bewältigen. Zuerst der Goletto di Cadino, gefolgt vom berüchtigten Mortirolo. Allerdings wird der Pass in diesem Jahr von der etwas leichteren Südseite befahren. Dennoch sind es 12,6 km mit durchschnittlich 7,6 Prozent Steigung. Am Schluss geht es über den Valico di Santa Cristina ins Ziel. Die letzten sechs der 202 Kilometer sind immerhin eine Abfahrt.
Am Mittwoch führt die Strecke von Ponte di Legno nach Lavarone über 168 km. Nach einem harten Anstieg gleich zu Beginn geht es rund 70 km hinab durch das Val di Sole, ehe nochmals zwei Berge auf die Fahrer warten. Während am Donnerstag eine flachere Etappe auf dem Programm steht, müssen die Profis in den darauffolgenden Tagen nochmals schwer in die Pedale treten. Am Freitag sind vier Anstiege mit einem Abstecher nach Slowenien zu bewältigen. Im Nachbarland wird der Kolovrat-Pass befahren. Am Samstag ist das übrig gebliebene Peloton in den Dolomiten unterwegs. Nach den beiden Pässen San Pellegrino und Pordoi folgt der harte Schlussaufstieg nach Marmolada am Fedaia-Pass. Die Steigung auf den letzten sechs Kilometern beträgt praktisch permanent 18 Prozent.
Carapaz’ minimer Vorsprung
Richard Carapaz nimmt die happige Schlusswoche als Gesamtleader in Angriff. Allerdings hat der Giro-Gesamtsieger von 2019 und Gewinner der Tour de Suisse 2021 aus Ecuador nur sieben Sekunden Vorsprung auf den Australier Jai Hindley und deren 30 auf João Almeida aus Portugal. Ab Rang 4, belegt von Mikel Landa aus Spanien, beträgt der Rückstand auf Carapaz eine Minute und mehr.
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