Notfallstationen «light» kommen in Mode
Auf dem Bruderholz, am Bahnhof Liestal und jetzt plant auch noch das Merian-Iselin-Spital eine Permanence.

Die Welt verändert sich und mit ihr die Wünsche und Bedürfnisse der Patienten. Oder vielleicht werden Begehrlichkeiten erst durch die Anbieter selber geweckt. Wie dem auch sei: Anlaufstellen für kleinere Notfälle – im Marketing-Jargon Permanence genannt – kommen in der Region schwer in Mode. Einige dieser Notfall-Anlaufstellen gibt es bereits, und im Rahmen der Spitalfusion soll in der Tagesklinik auf dem Bruderholz ebenfalls eine Permanence entstehen. Letzte Woche wurden die Pläne des Kantonsspitals Baselland für ein Ambulatorium samt Permanence am Bahnhof Liestal bekannt und nun plant auch das Basler Merian-Iselin-Spital eine Permanence.
70 Prozent der Notfälle, so der Richtwert der Behörden, auf den Notfallstationen sind keine gewichtigen Notfälle, bei denen es um Leben oder Tod geht, bei denen die Patienten mit dem Krankenwagen oder der Rega hingebracht werden und für die es eine Intensivstation braucht. Für die meisten Fälle könnte ein Besuch beim Hausarzt reichen oder würde eine Einrichtung genügen, in der den Patienten ein Gips angepappt wird. Obwohl Notfallstationen defizitär und damit eigentlich unattraktiv sind, schiessen sie wie Pilze aus dem Boden.
Das private Basler Merian-Iselin-Spital wollte im Frühling 2016 bereits einen Leistungsauftrag für eine Notfallstation – jedoch nur für Orthopädie und ohne Intensivstation. Das auf Orthopädie spezialisierte Privatspital hatte nach eigenen Angaben positive Signale aus dem Basler Gesundheitsdepartement erhalten. Insbesondere weil der Unispital-Notfall überlaufen sei und das Claraspital, das ebenfalls eine Notfallstation hat, die Orthopädie aufgegeben hat.
Willkür in der Politik
Im Mai jedoch kam die für den Direktor des Merian Iselin, Stephan Fricker, unerwartete Absage ins Haus: Er könne den Leistungsauftrag nicht erhalten, weil er alle Notfälle aufnehmen und eine Intensivstation betreiben müsse. Das kann er jedoch nicht. Hinter dem Negativ-Entscheid wurden politische Motive vermutet: Das Spital Dornach baut sein ambulantes Angebot aus und für die Tagesklinik auf dem Bruderholz ist ein Schwerpunkt Orthopädie geplant. Ein Notfall light im Merian Iselin wäre ein weiterer unangenehmer Konkurrent. Und weil der Kanton nicht nur Regulator, sondern auch Spitalbesitzer ist, hat er seinen Fusionspartner auf dem Bruderholz geschützt.
Doch die Gesundheitsdirektoren beider Basel hatten nun ein Problem: Im Mai wurde für die künftige Tagesklinik auf dem Bruderholz nämlich genau über eine solche Notfallstation nachgedacht, wie sie das Privatspital wollte. Diese konnte man jetzt aber nicht bewilligen, weil die Regierung sonst willkürlich handeln würde.
Nun ist Politik insbesondere im Bereich der Rhetorik innovativ, und so kam also der Begriff Permanence ins Spiel. Das ist unter dem Strich etwa dasselbe wie ein Notfall light, erinnert jedoch mehr an eine Hausarzt-Gemeinschaftspraxis und kommt somit ohne Leistungsauftrag aus. Was die Kantone können, kann auch Spital-CEO Fricker: Ende 2017 soll seine Permanence im Merian Iselin ihren Betrieb aufnehmen, wie er auf Anfrage bestätigt.
Wer beispielsweise auf die Hand stürzt und diese untersuchen lassen möchte, soll künftig auf die Permanence anrufen oder gleich vorbeigehen können. Dort wird er möglichst rasch von einem der Belegärzte untersucht oder erhält einen Termin beim Arzt. Fricker schafft damit jedoch nicht wirklich ein neues Angebot. Seit das Claraspital die Orthopädie ans Merian Iselin abgegeben hat, müssen Notfallpatienten woanders hin. Das Merian Iselin füllt nun diese Lücke wieder.
Permanencen sind darum so lukrativ, weil sie ein Eingangstor zum stationären Angebot des Spitals bieten und damit Geld bringen.
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