Noch einmal lebenslänglich für Carlos den «Schakal»
Ein Pariser Gericht hat den Terroristen Carlos erneut verurteilt.
Von Oliver Meiler In sein Lächeln mischte sich immer ein Schuss Hohn, und seine langen Reden im Pariser Sondergericht spiegelten die Weltsicht und Selbstsicht eines Verblendeten. Der frühere Topterrorist Ilich Ramírez Sánchez, 62 Jahre alt, Venezolaner, besser bekannt unter seinem Decknamen Carlos oder unter dem Spitznamen «Der Schakal», ist in der Nacht auf Freitag auch deshalb zu einer weiteren lebenslänglichen Haft mit mindestens 18 Jahren Verwahrung verurteilt worden, weil er im Prozess keine Reue zeigen mochte. «Völlig gleichgültig» stehe er dem Leid seiner Opfer gegenüber, sagten die Richter. Carlos nannte sie «Kollateralschäden der Revolution» und sich selber einen «lebenden Märtyrer», der zu Unrecht verfolgt würde in einer «Komödie zweiter Klasse». Er geht in Berufung. Vier Bombenattentate werden ihm angelastet, ausgeübt in Frankreich in den Jahren 1982 und 1983, mit insgesamt 11 Toten und 139 Verletzten. Die Akte, die die französische Justiz in diesen Fällen angelegt hat, umfasst 100 000 Seiten und wiegt eine halbe Tonne. Es waren die Jahre, in denen Carlos versuchte, mit Anschlägen zwei Weggefährten, seine zeitweilige deutsche Frau Magdalena Kopp und den Schweizer Bruno Bréguet, aus französischer Haft zu pressen. Die beiden Linksextremisten waren in Paris mit Sprengstoff erwischt worden. Hundert Reisepässe Für Carlos, Sohn aus reichem Haus, war Frankreich nur einer von vielen Schauplätzen seiner terroristischen Aktivitäten. In den 70er- und 80er-Jahren, mitten im Kalten Krieg, war der Mann mit hundert Reisepässen und Dutzenden Pseudonymen der meistgesuchte Terrorist der Welt – und lange auch ein Mythos. Studiert hatte er einst in Moskau. Das Gerücht, er stehe im Dienst des KGB, konnte nie erhärtet werden. Wahrscheinlich liess er sich von wechselnden Geheimdiensten einspannen. Die Causa der Palästinenser gehörte zu seinen Prioritäten. 1994 gelang es dem französischen Geheimdienst, Carlos im Sudan zu stellen. Drei Jahre später wurde er zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt. Seine Anwälte hofften, Carlos mit einem Antrag auf frühzeitige Entlassung 2013 freizubekommen. Nach dem jüngsten Urteil verzögert sich diese Hoffnung des Schakals. Bilder Terrorist Carlos iPhone: Tagi-App auf TA+ Mobile: SMS mit Text «Plus» an 4488
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