Nix Jandl, aber Nazi
Der letzte «Tatort» aus Frankfurt bot ein rechtes Sammelsurium.
Ja, lechts und rinks kann man leicht verwechsern, wie wir seit Ernst Jandls berühmten Gedicht wissen. Aber nicht im «Tatort». Rechts ist rechts, höchstens noch aufgefächert in eine brachial-dumme und eine intellektuelle Variante. Zu letzterer gehören «Die Kongruenten», die gegen jede Form von Vermischung sind und die Ausländer nicht als Ausländer ablehnen, sondern nur, weil sie hier sind. In Frankfurt sind aber recht viele davon, liebe Flüchtlinge und böse Drogendealer, offenbar aber auch viele Neo- und Edelnazis, weshalb an allen Ecken und aus unterschiedlichen Gründen geklagt werden kann, dass es «nicht mehr wie früher» und «was nur aus unserem Land geworden» sei.
Immerhin: gesungen wird noch in diesem «Land zu dieser Zeit» (so der Titel, der das «Kein schöner....» aus dem Liedtitel beziehungsreich gekappt hat), in einem nostalgischen Chor aber auch im Kommissariat: «Auf der Mauer, auf der Lauer». Singen, das konnten Stoever/Brockmöller selig wahrlich besser. Die mussten aber auch nicht die Komplexitätsanforderungen eines zeitgenössischen «Tatorts» erfüllen, nach denen sich entweder mehrere Geschichten oder mehrere Gesellschaftsprobleme verknäulen müssen, um ein Publikum mit stark verkürzter Aufmerksamkeitsspanne von der Fernbedienung fernzuhalten.
Dünne Beweislage und ein neuer Chef
Hier war letzteres der Fall, aber Flüchtlinge und Rechsextremismus, hängt das nicht «irgendwie» zusammen? Und ist es deshalb so schwierig, beides zu «schaffen»? Die Frankfurter Kommissare Janneke (Margarita Broich, der burschikose Muttertyp) und Brix (Wolfram Koch, von seinem neuen Vorgesetzten gleich als Clown identifiziert) schafften ihren Fall jedenfalls nicht; die Beweislage blieb letztlich zu dünn. Die bösen rechten Verführerinnen kamen am Schluss gar an neuen Nachwuchs.
Regisseur Markus Imboden ist nicht gescheitert; die Frankfurter «Tatorte» sind ja (milieubedingt?) nie ganz schlecht, auch dieser lag, trotz einiger Logik-Holperer, über dem Serien-Durchschnitt. Ein Wermutstropfen für Schweizer Zuschauer: Roeland Wiesnekker als leicht durchgeknallter Chef mit perfidem Lächeln und dem Tick, Glühbirnen zu horten, ist weg. Sein Nachfolger (mit Bruno Cathomas auch ein Schweizer) hat eine eigene Macke: Er rezitiert in Konferenzen laut Jandl-Gedichte.
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