Neue Gefahrenquelle: Bitcoin
Kryptowährungen können für Terrorfinanzierungen benutzt werden. Deshalb sollten diejenigen, die mit Bitcoins handeln, dem Geldwäschegesetz unterstellt werden.

Ein neues Buch aus Israel über den Kampf gegen den Terror * zeigt, wie man Attentätern und ihren Hintermännern das Handwerk legen kann. Die Strategie nutzt die Tatsache, dass der Mord an unschuldigen Menschen Geld braucht. Ohne Finanzen können die Täter ihre Gräuel weder planen noch ausführen. Deshalb, sagten sich vor etlichen Jahren israelische Geheimdienstler, müsse man die Kassen der Terroristen trockenlegen. Wenn die Organisationen, die Selbstmordattentäter rekrutieren und auf die Menschheit loslassen, ihre Todes-Söldner nicht mehr bezahlen können, höre der Horror auf.
Israels Geheimdienst setzte diese Anti-Terror-Strategie mit Erfolg um, wie im spannenden Buch der Rechtsanwältin Nitsana Darshan-Leitner nachzulesen ist. Sie entlarvte zum Beispiel Organisationen in den USA, in Deutschland und in Grossbritannien, die angeblich für arme Palästinenser Gelder sammelten, in Wirklichkeit aber Helfershelfer von Terroristen waren.
Die Verbreitung von Hass auf Internetseiten und durch radikale Geistliche – das kostet Geld.
Das Buch enthält zahlreiche Beispiele, die das brutale Wechselspiel zwischen Finanzen und Terrororganisationen zeigen. Nachdem zum Beispiel im Jahr 1995 der Chef des Palästinensischen Islamischen Jihad in Malta getötet worden war, stellte der israelische Geheimdienst fest, dass die Attentate dieser Gruppe massiv zurückgingen. Offenbar war die Kenntnis über die einzelnen Bankenverbindungen Chefsache gewesen. Der Mann, der mutmasslich vom Mossad umgebracht worden war, hatte die Informationen über die Jihadisten-Gelder mit ins Grab genommen.
Die Folgen: Der Palästinensische Islamische Jihad konnte seine Terroristen nicht mehr bezahlen. Auch die Hinterbliebenen der Selbstmordattentäter erhielten fortan kein Geld, was die Motivation der Mörder weiter reduzierte.
Die israelische Strategie, die Finanzströme des Terrors zu unterbinden, wurde inzwischen von den meisten westlichen Ländern übernommen. Aber der Terror ist nicht besiegt. Er fand neue Täter, die weder in Trainingslagern ausgebildet wurden noch komplizierte Waffen als Mordinstrumente einsetzten.
Die Geldfrage sei heute deshalb nicht mehr relevant, behaupten jetzt viele, weil es sich bei den neuen Terroristen um «einsame Wölfe» handle. Messer seien billig zu haben, und gemietete Fahrzeuge oder die zwischenzeitliche Miete von Wohnungen seien ebenfalls nicht prohibitiv teuer, lauten ihre Argumente.
Der Begriff «einsamer Wolf» und die damit verbundene Annahme, dass der Terror kein Geld mehr brauche, führt in die Irre. Auch wenn es sich um Einzeltäter handelt: Hinter ihnen steht ein teurer Apparat, der zur Gewalt anstachelt. Die Verbreitung von Hass auf Internetseiten und durch radikale Geistliche – das kostet Geld. Der «einsame Wolf» ist bloss das letzte Glied in einer gut geölten und finanzierten Terrormaschine.
Terrorgelder sind oft schwer aufzuspüren.
Vor zwei Jahren, nach den Anschlägen von Paris, sagte deshalb Kanzlerin Angela Merkel, es sei wichtig, «dass man die Geldflüsse der Terroristen stoppt». Doch wenig geschah. Viele Monate später stellte der Spiegel fest, dass die Filiale der Commercial Bank of Syria in Rakka, der damaligen Hochburg des Islamischen Staates, im internationalen Finanzkommunikationsnetz Swift «als aktiv gemeldet ist» und zitierte einen Europaabgeordneten der Linken: «Dass man angeblich Krieg gegen den Terror führt, aber der IS Geld nach und durch Europa schicken kann, ist absurd.»
Terrorgelder sind allerdings oft schwer aufzuspüren. Denn die Mörder passen sich an. Neuerdings schleusen sie kleine, unverdächtige Beträge durchs Finanzsystem. Die fallen weniger auf.
Bisher ungeahnte Möglichkeiten ohne Hürden bieten Kryptowährungen. Damit können Attentätern Gelder überwiesen werden. Die eidg. Finanzmarktaufsicht Finma ist gefordert. Denn die boomenden virtuellen Währungen können für Terrorfinanzierungen benutzt werden. Im Kampf gegen den Terror sollten diejenigen, die mit Bitcoins handeln, dem Geldwäschegesetz unterstellt werden. Angesichts des Bitcoin-Volumens und des Terrorpotenzials bleibt nicht viel Zeit.
* Nitsana Darshan-Leitner, Samuel Katz: Harpoon: Inside the Covert War Against Terrorism's Money Masters, Hachette Books, 2017
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch