Negro Rhygass will ihr Logo überdenken
Die Guggenmusik belässt ihren Namen – ihre Internetseite aber bleibt bis auf Weiteres gesperrt.

Vor zwei Wochen zeigte sich ein Student entsetzt darüber, dass die Guggemuusig Negro Rhygass in ihrem Signet einen schwarzen Mann mit Baströckchen und Knochen im Haar führt. Er hatte das Signet am Negro-Rhygass-Fest entdeckt, gelangte an die Presse und machte der Gugge den Vorwurf, das Logo sei rassistisch. Der anschliessende Aufruhr war gross. Vor allem auf sozialen Plattformen wie Facebook und Twitter wurde so heftig darüber gestritten, dass die Debatte geradezu hysterische Dimensionen annahm.
Niggi Schmieder, Obmann der Negro Rhygass, nahm die Diskussion sehr ernst. «Die Negro Rhygass verurteilt Rassismus aufs Schärfste und distanziert sich in aller Form davon», sagte er zur BaZ. Ob seine Gugge nun am Namen und am Signet – beides besteht seit 60 Jahren – festhalte, könne er nicht entscheiden: «Wir werden im Verein darüber diskutieren.»
Das haben sie diesen Mittwoch nun an ihrer ordentlichen Mitgliederversammlung getan. In einem Communiqué teilte die Negro Rhygass mit: «Die Mitglieder waren sich einig, dass ein Logo den Verein in seiner heutigen Form repräsentieren und für seine Identität stehen soll.
Ob die Negro Rhygass an ihrem bisherigen Emblem festhalte oder dieses durch ein anderes ersetzt wird, hat die Versammlung noch nicht entschieden.» Es werde das Für und das Wider eines Logowechsels eingehend geprüft. «Dieser Prozess braucht seine Zeit, sodass wir aus heutiger Sicht nicht beurteilen können, wann dieser abgeschlossen sein wird.»
Der Name bleibt
Kein Wort verlauten liess die Gugge in ihrer Mitteilung über eine Änderung ihres Namens Negro Rhygass. Der Name also bleibt. Dafür wird noch einmal betont, dass die Negro Rhygass ein in jeder Hinsicht neutraler Verein sei, dessen Mitglieder Rassismus jeglicher Form verurteilen.
Mehr wollte Obmann Niggi Schmieder, der seit 21 Jahren bei der Negro Rhygass ist, nicht verlauten lassen. Dabei betonte er gegenüber der BaZ, dass es nicht darum gehe, etwas verschweigen zu wollen. «Aber die Sache geht mir und meinem ‹Krisenstab› sehr nahe», schreibt er der BaZ. Es gehe um das höchst sensible Thema Rassismus. «Wir nehmen das sehr ernst und sind uns unserer Verantwortung bewusst. Deshalb brauchen wir einfach Zeit.»
Zeit nimmt sich die Gugge auch mit der Wiederinbetriebnahme ihrer Internetseite. Seit zwei Wochen hat sie ihre Webseite gesperrt. Wann das ein Ende haben wird, ist nicht bekannt.
Von der vor zwei Wochen lancierten Rassismus-Debatte war auch die Guggemuusig Mohrekopf betroffen. Im Gegensatz zu Negro Rhygass hat sie ihre Facebookseite nur kurz gesperrt und liess ihre Webseite in Betrieb. Für den Obmann Daniel Bachmann stand auch gleich fest: «Die Gugge wird am Namen Mohrekopf festhalten.» Die Idee für den Namen sei entstanden, weil ein Bäckerlehrling immer Mohrenköpfe zu den Treffen mitgebracht habe.
Die vor zwei Wochen angestossene Rassismus-Diskussion hatte zur Folge, dass Unterstützer von Negro Rhygass und Mohrekopf unverhofft zu einem Solidaritätsmarsch aufriefen. Mitinitiantin Jessica Nagele von der Gugge Revoluzzer aus Aesch argumentierte damals: «Der Solidaritätsmarsch soll zum Ausdruck bringen, dass Fasnacht nichts mit Rassismus zu tun hat. Es geht um Freude, um Zusammenhalt und um Musik.»
Solidaritätszug mit Neonazis
Mehrere Hundert Fasnächtler fanden sich am Freitag des 17. Augusts im De-Wette-Park zu diesem Solidaritätsmarsch ein. Es wurden auch Mohrenköpfe verteilt. Mit dabei waren unter anderen eine Clique sowie mehrere Guggenmusiken.
Der Solidaritätszug verlief grundsätzlich friedlich, obschon es auf der Wettsteinbrücke zeitweilig zu einem Unterbruch kam: Linksautonome stoppten den Zug und hielten Transparente hoch mit der Parole «Mit rassistischen Traditionen brechen». Kurzzeitig gingen die Emotionen hoch.
Und einige Passanten erkannten im Solidaritätszug ein paar Menschen, die T-Shirts trugen, deren Aufschriften Bezug zu Neonazis nahmen. Zu einem gewalttätigen Zusammenstoss kam es nicht. Schliesslich konnte sich der Zug wieder in Bewegung setzen und sein Ziel, den Matthäuskirchplatz, ansteuern. Später sagte Jessica Nagele, dass sie keine Menschen mit solchen T-Shirts gesehen habe, sonst wäre sie eingeschritten.
Gelassenes Fasnachts-Comité
Beim Fasnachts-Comité reagierte man über die heftig geführte Debatte überrascht. Obfrau Pia Inderbitzin zeigte denn auch kaum Verständnis für die Hysterie, obwohl ihr bewusst sei, dass sich der gesellschaftliche Konsens ändere, sagte sie zur BaZ.
Das Fasnachts-Comité werde vorerst nichts unternehmen – nicht zuletzt auch weil es nicht für die Namen verantwortlich ist: «Wir sind keine Zensurbehörde. Wir intervenieren auch nicht bei den Sujets», sagte Inderbitzin. Das Comité reagiere erst dann, wenn es um etwas strafrechtlich Relevantes gehe. Doch davon sei man in diesem Fall weit entfernt.
Inzwischen hat sich die Diskussion wieder beruhigt.
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