Augenzeuge Kurt WyssNationalrat Alfred Rasser
Der Basler Schauspieler sass als Vertreter des Landesrings der Unabhängigen (LdU) des Kantons Aargau ab 1967 im Nationalrat. HD Läppli als Politiker? Ja. Denn es gibt da eine Verbindung.

Wer an Alfred Rasser denkt, der denkt vermutlich zuerst an die von ihm erschaffene Kultfigur HD Läppli. Diesen gutmütigen Tolpatsch mit dem leicht eingeschränkten Denkvermögen, aber der deutlich erhöhten Gutmütigkeit hat Rasser sowohl auf der Bühne als auch im Film oft dargestellt. Er wurde zu seinem Markenzeichen. Eine der typischen Charaktereigenschaften des Theophil Läppli aus Buckten, Baselland: Nervig naiv Fragen stellen, um Dingen, die er nicht ganz versteht, auf den Grund zu gehen.
Dieser Wesenszug schadet auch einem Politiker oder einer Politikerin grundsätzlich nicht. Sie kam Alfred Rasser vermutlich zupass, als er in die Politik einstieg. Vom 4. Dezember 1967 bis zum 30. November 1975 sass der gebürtige Basler für den Kanton Aargau im Nationalrat. Er vertrat den Landesring der Unabhängigen (LdU). Kurt Wyss hat ihn 1969 in Bern im Bundeshaus fotografiert.
Dass wir ausgerechnet diese Woche an die politische Seite von Alfred Rasser erinnern, hat einen guten Grund. Am Freitag jährt sich der Angriff Russlands auf die Ukraine. Und Wolodimir Selenski, deren Präsident, der sich in den vergangenen Monaten als ebenso mutiger wie redegewandter Staatsmann erwiesen hat, war auch einmal Schauspieler und Komiker wie Rasser.
Eine bemerkenswerte Parallele. Nur, wenn man darüber nachdenkt, stehen Selenski und Rasser nicht allein da. Die Verbindungen zwischen den Brettern, die die Welt bedeuten, und dem politischen Parkett hat es in der jüngeren Geschichte schon mehrmals gegeben. Ronald Reagan sei dabei als Erster erwähnt. Er schaffte es von Hollywood bis ins Weisse Haus. Zuerst war er Gouverneur des Bundesstaates Kalifornien und dann von 1981 bis 1989 Präsident der USA.
Ganz so weit hat es der gebürtige Österreicher Arnold Schwarzenegger nicht gebracht. Aber Gouverneur von Kalifornien war er auch (2003–2011). Und Clint Eastwood, um noch ein weiteres Beispiel zu nennen, war Bürgermeister von Carmel-by-the-Sea.
Das ist also der Moment, darüber zu reflektieren, was Schauspieler in die Politik treibt. Was ist das verbindende Element? Schaffen sie es bis in die höchsten Ämter, weil sie die Rolle des Staatsmanns so gut spielen können? Oder sind umgekehrt vielleicht alle Politikerinnen und Politiker bis zu einem gewissen Grad nichts anderes als Schauspielerinnen und Schauspieler?
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