Nadal und die Prise Angst
Rafael Nadal gibt kommende Woche am Sandplatzturnier von Viña del Mar nach sieben Monaten Zwangspause sein Comeback. Es ist eine Rückkehr mit viel Freude, aber auch mit einigen Bedenken.

Rafael Nadals Fahrplan vor dem Angriff auf seinen achten French-Open-Titel Anfang Juni in Paris ist klar: Er will nach der schier endlosen Leidensgeschichte mit seinem Knie so viel Spielpraxis wie möglich sammeln, nur so kann er das dringend benötigte Selbstvertrauen zurückgewinnen. «Rafa hat auf gutem Niveau trainiert und ist sehr aggressiv, aber nach all diesen Monaten und ohne Wettkampfrhythmus zurückzukommen, ist hart. Er geht mit einer Prise Angst nach Viña del Mar, das ist nur verständlich», sagt sein Onkel und Trainer Toni Nadal.
Nadal, der am Montag erstmals seit Juni 2005 aus den Top 4 der Weltrangliste purzelte, bestreitet bei seinem Comeback in Chile nicht nur die Einzelkonkurrenz, sondern auch jene im Doppel an der Seite des Argentiniers Juan Monaco, der neben ihm als Nummer 12 der Welt der am besten klassierte Spieler dort ist. «Mit Wettkämpfen kann Rafa das Gefühl schneller zurückgewinnen», erläutert sein Coach die freiwillige Zweifachbelastung.
So lief es bei den bisherigen Comebacks
Der Tennisstar selbst betonte Ende letzten Jahres, er werde Zeit brauchen, um wieder der Alte zu sein. Vor März habe er keine grossen Erwartungen. 2009 fiel Nadal nach seiner sensationellen Achtelfinalniederlage gegen Robin Söderling am French Open für zweieinhalb Monate aus. Beim Comeback in Montreal scheiterte er in den Viertelfinals in zwei Sätzen an Juan Martin Del Potro, in der folgenden Woche gewann er gegen Novak Djokovic in den Halbfinals von Cincinnati lediglich fünf Games. Erst im April 2010 holte er in Monte Carlo wieder einen Titel. Zwischendurch musste er nach seiner Aufgabe in den Australian-Open-Viertelfinals noch einmal bis März pausieren.
In der Woche nach Viña del Mar bestreitet Nadal in São Paulo ein weiteres Sandplatzturnier, ab dem 25. Februar soll es in Acapulco weitergehen, ebenfalls auf seinem Lieblingsbelag. Im März folgt dann der Härtetest mit den beiden Masters-1000-Events von Indian Wells und Key Biscayne, die beide auf Hardcourts ausgetragen werden. Dieser Belag ist für Nadals Knie äusserst problematisch. «Anders als auf Sand ist der Fuss nach dem Abstoppen auf diesem Belag fixiert, und das fügt dem Knie Schaden zu», so der Schweizer Sportarzt Heinz Bühlmann, Autor des Buchs «Biomechanik der Tennisverletzungen», gegenüber Redaktion Tamedia. Bühlmann, der Nadal rät, nur noch auf Sand zu spielen, weiss auch, warum der Mallorquiner überhaupt derartige Knieprobleme hat: «Er geht mit einem riesigen Beugewinkel sehr tief unter den Ball. Das ist ein regelrechter Krampf, ein Missbrauch der Gelenke.»
Training mit Robredo und vorsichtiger Optimismus
Zuletzt trainierte Nadal zusammen mit seinem Landsmann Tommy Robredo in Barcelona und äusserte sich gegenüber dem spanischen Fernsehen vorsichtig optimistisch. Das Ranking sei für ihn zunächst einmal sekundär, er wolle sich einfach so bald wie möglich wieder an sein altes spielerisches, physisches und mentales Niveau herantasten. Seine Familie sei ihm in seiner momentanen Situation eine grosse Hilfe.
Im Hinblick auf Roland Garros müssen sich Djokovic, Federer und Murray übrigens wohl keine Sorgen machen, schon vor den Halbfinals auf den im Ranking durchgereichten Nadal zu treffen. Die Organisatoren des Pariser Grand-Slam-Turniers haben des Recht, Nadal unabhängig von seiner Ranglistenposition zu setzen.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch