Pia Inderbitzin verlässt Fasnachts-Comité«Sehe mich schon als Wegbereiterin für künftige Obfrauen»
Basels oberste Fasnächtlerin gibt den Stab an ihren Statthalter weiter. Im Gespräch lässt sie ihre historische Amtszeit, den «schwärzesten Freitag» und schöne Momente Revue passieren.

Das Basler Fasnachts-Comité hat einen Nachfolger für Obfrau Pia Inderbitzin gewählt: Robi Schärz, langjähriges Comité-Mitglied und seit 2018 Leiter des Ressorts Drummeli, übernimmt das Spitzenamt in diesem Sommer. Dies schreibt das Fasnachts-Comité am Dienstag in einem Communiqué.
Pia Inderbitzin werde im Juni das Ende ihrer statutarisch festgelegten maximalen Mitgliedschafsdauer als Aktivmitglied erreichen, heisst es zur Begründung. Konkret gehört sie seit dem Jahr 2000 dem Fasnachts-Comité an. Nach acht Jahren als Statthalterin und fünf Jahren als Obfrau übergibt sie am 30. Juni das Zepter an ihren Statthalter Robi Schärz.

Die Ära Inderbitzin gilt in mehrerlei Hinsicht als historisch. Zum einen ist sie als erste Frau an die Spitze des Comités gewählt worden. Zum anderen hatte sie mit der Corona-Pandemie eine äusserst anspruchsvolle Zeit zu bewältigen.
«Sie meisterte schwierige Entscheide mit Bravour und setzte sich mit viel Zeit und Engagement dafür ein, dass immer das maximal verantwortbare Mass an Fasnacht durchgeführt werden konnte», schreibt das Comité dazu. Inderbitzin hat sich zudem mit dem Aufbau des Ressorts Nachwuchs einen Namen gemacht. (Lesen Sie hier das Porträt «Ich bin die Frau hinter Frau Fasnacht».)
Man danke der Obfrau «im Namen aller Fasnächtlerinnen und Fasnächtler für ihre grossen Verdienste und ihr Engagement ganz herzlich», so das Fasnachts-Comité.
«Der 28. Februar 2020 war der schwärzeste Freitag.»
Ob es die Obfrau bedauert, dass ihre Amtszeit von Covid geprägt war? Dass dreimal gar keine oder nur eine eingeschränkte Fasnacht stattfinden konnte?
Die kurzfristige Absage zu Beginn der Pandemie ist Inderbitzin noch in lebhafter Erinnerung. «Der 28. Februar 2020 war der schwärzeste Freitag. Ich werde ihn nie vergessen», sagt sie auf Anfrage.
Aber das Lamentieren über die Pandemiejahre liege ihr fern. «Man muss die Herausforderung annehmen und probieren, das Beste daraus zu machen.» Dies sei durchaus «spannend» gewesen, da man die Fasnacht unter solchen Bedingungen ganz anders angehen, neue Konzepte entwickeln müsse.
Die Obfrau verweist stolz auf den Fasnachtsspaziergang, der 2021 organisiert wurde. «Vor allem die Jungen Garden waren darin involviert. Wir konnten sie so bei der Stange halten und etwas Fasnachtsstimmung in die Stadt bringen.» Auch die «fast normale Fasnacht» im Jahr darauf war für Inderbitzin ein «Erfolg». Die vergangenen drey scheenschte Dääg ohne jegliche Massnahmen empfindet die Obfrau als «versöhnliche letzte Fasnacht». Gern erinnert sie sich auch an die «vielen Komplimente», die sie im Lauf der Jahre erhalten habe.
«Ich freue mich, wieder mehr Zeit für meine eigene Clique zu haben.»
Hatte Inderbitzin als erste Frau an der Spitze des Comités mit besonderen Widerständen zu kämpfen? «Nein, das Gefühl hatte ich nie», sagt sie dazu. Gleichwohl scheint es ihr wichtig, dass die Basler Fasnacht mit ihr ein weibliches Gesicht erhielt. «Die Zeit für eine Obfrau war reif. Schliesslich sind 50 oder mehr Prozent der Personen an der Fasnacht Frauen.» Inderbitzin zeigt sich zuversichtlich, dass nicht wieder Jahrzehnte ins Land gehen, bevor sich das Comité wieder für eine Obfrau entscheidet. «Ich sehe mich diesbezüglich schon als Wegbereiterin.»
Vorerst fällt die Wahl mit Robert Schärz aber auf einen Mann. «Ich glaube, er wird das brillant machen», sagt Inderbitzin. Er habe viel Erfahrung als Obmann seiner eigenen Clique und als Drummeli-Chef. Sie habe Schärz, der momentan als Statthalter amtet, als «sehr guten Zuhörer und Teamplayer» erlebt – Eigenschaften, die laut der Obfrau im Comité «äusserst wichtig sind». Sie selbst werde die Arbeit im Comité vermissen, freue sich aber nun auf einen «entspannten Sommer». Und selbstverständlich bleibe sie eine aktive Fasnächtlerin. «Ich freue mich, wieder mehr Zeit für meine eigene Clique zu haben.»
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