Sensationsfund eines Teenagers Nach dem Mittagessen fand sie eine 3000 Jahre alte Axt
Die 13-jährige Engländerin Milly Hardwick hat eine Axt aus der Bronzezeit ausgegraben. In der Metalldetektorenszene gilt sie längst als Star.

Wer ist in seinem Leben noch nie dem Strand entlangspaziert – in der Hoffnung, auf eine Flaschenpost oder wenigstens auf eine interessant geformte Muschel zu stossen? Wahrscheinlich haben das alle gemacht, aber kaum jemand hat bei der Schatzsuche so viel Glück wie der Teenager Milly Hardwick.
Milly suchte kürzlich mit ihrem Vater und ihrem Grossvater auf einem Feld in Royston im Osten Englands den Boden mit dem Metalldetektor ab. Es war ein Sonntag, und zunächst sah es nicht so aus, als würde die Schülerin etwas finden. Doch nach dem Mittagessen – es gab Sandwiches und Guetsli – hat sie an einer neuen Stelle zu suchen begonnen, wie sie der «New York Times» erzählt. Nach ungefähr 20 Minuten habe das Gerät einen hohen Piepston von sich gegeben («ein wunderbares Geräusch»).
Nachdem die Familie zehn Minuten im Boden gebuddelt hatte, kam eine Axt zum Vorschein, die vermutlich 3000 Jahre alt ist und aus der Bronzezeit stammt. Darauf fand das Trio 64 weitere Artefakte wie Axtköpfe und andere Waffenfragmente. Laut der 13-Jährigen haben die drei vor Aufregung zu tanzen begonnen. «Wir haben uns kaputtgelacht», sagte sie.
Ist es ein Schatz?
Die Funde werden nun im Cambridgeshire County Council begutachtet, wo man die Ansicht teilt, dass die Axt aus der Bronzezeit stammen könnte. Diese Epoche in der Vorgeschichte Britanniens dauerte von 2300 v. Chr. bis 800 v. Chr. In dieser Zeit sollen erstmals Schmuck und Waffen aus Metall auf der Insel aufgetaucht sein. Falls ein Ortsmuseum den Schatz ausstellen möchte, kann Milly Hardwick, die selber Archäologin werden möchte, mit einer Belohnung rechnen.
Zuvor aber untersucht ein Experte, ob ihr Fund der staatlichen Definition eines «Schatzes» entspricht. Das ist dann der Fall, wenn es genug Objekte gibt, die aus mindestens 10 Prozent Silber oder Gold bestehen und älter sind als 300 Jahre. Dann müsste eine offizielle Stelle den Wert des Schatzes feststellen. Inzwischen hat ein Archäologenteam an der Fundstelle in Royston weitergegraben und Dutzende weiterer Artefakte gesichert.
Das Metalldetektoren-Magazin «The Searcher» hat den Fund vermeldet, und in der Szene freut man sich über Millys Erfolg. Es ist auch nicht das erste Mal, dass die Achtklässlerin etwas findet, sie findet eigentlich immer etwas, zum Beispiel einen Goldknopf oder eine Münze aus der Zeit von Queen Elizabeth I. Mittlerweile sei es so, dass die anderen Schatzsucher scherzhaft sagten, wenn Milly irgendwo auftauche, könnten sie geradeso gut wieder nach Hause gehen.
In den letzten 20 Jahren haben die Museen im Land mehr als 5000 Objekte angekauft, die Bürger im Boden gefunden haben.
Seit ihrem Fund ist die 13-Jährige so etwas wie eine lokale Berühmtheit geworden. Eine Person habe sie auf der Strasse angehalten und gefragt, ob sie diejenige sei, die die Axt gefunden habe. «Es ist verrückt», sagt die Schülerin zu ihrem Erlebnis.
Das Hobby der Sondengängerei erfreut sich in Grossbritannien immer grösserer Beliebtheit. In den letzten 20 Jahren haben die Museen im Land mehr als 5000 Objekte angekauft, die Bürger im Boden gefunden hatten. 2014 stiess ein Schotte auf einen über 1100 Jahre alten Gold- und Silberschatz, für den die Organisation National Museums Scotland umgerechnet fast 2,5 Millionen Franken bezahlte.
Milly Hardwick wolle erst mal abwarten, ob eine Belohnung drinliege, sagte sie der «New York Times». Erst dann werde sie sich überlegen, wofür sie das Geld ausgeben möchte.
Pascal Blum hat Soziologie und Geschichte studiert und ist seit 2014 Kulturredaktor. Er hat ein Buchkapitel über Heidi im Film geschrieben.
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