Ende eines TraditionsvereinsNach 115 Jahren steht der Rheinfelder Damenturnverein vor dem Aus
Weil sich fast keine Kandidatinnen für den Vorstand mehr finden lassen, überlegt der Damenturnverein Rheinfelden sich aufzulösen.

Das Schreiben des Damenturnvereins Rheinfelden an seine über neunzig Mitglieder hat es in sich, wie die «Neue Fricktaler Zeitung» am Dienstag berichtet: «Wir bitten euch, dem Antrag des DTV Rheinfelden zuzustimmen.» Grund der Auflösung sei der Mangel an verfügbaren Kandidatinnen für den DTV-Vorstand: An der Generalversammlung treten gleich vier von sieben Bisherigen aus dem Gremium aus. Bis jetzt rückt niemand nach.
Trotz der hohen Mitgliederzahl von rund 90 aktiven und passiven Turnerinnen seien bis anhin keine neuen Kandidatinnen gefunden worden, wie DTV-Präsidentin Andrea Werthmüller gegenüber der «Neuen Fricktaler Zeitung» erklärt: «Wir haben die letzten zwölf Monate versucht, die einzelnen Posten zu besetzen.» Es seien viele Gespräche geführt worden, und man habe auch ausserhalb des Turnvereins Frauen gesucht, alles offensichtlich ohne Erfolg. Die Vorstandsarbeit sei immer wieder an denselben Frauen hängen geblieben. Dass die Menschen heutzutage zu wenig Zeit für ein freiwilliges Engagement in Politik und Vereinen haben, ist ein bekanntes Phänomen. Der DTV Rheinfelden sieht den einzigen Ausweg aus der Misere offenbar in der Auflösung des Traditionsvereins.
Der DTV wurde 1908 vom Rheinfelder Primarlehrer Alfred Böhni zusammen mit 10 Frauen gegründet. Damals gab es schweizweit erst rund 20 Frauenturnvereine. 1925 zählte man bereits 52 aktive Mitglieder. Beim 100-Jahr-Jubiläum 2007 zählte man inklusive der Kinder- und Jugendriegen rund 250 aktive Turnerinnen. Wenn der Verein am 27. März wirklich geschlossen wird, dann werden auch die dazugehörenden Kinder- und Jugendriegen aufgelöst.
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