Mutterschaftsurlaub auch für Väter
Der 14-wöchige Mutterschaftsurlaub soll nicht nur der Mutter zugute kommen. Eine Motion aus der CVP verlangt, dass ihn die Eltern unter sich aufteilen dürfen.
Bekommt ein Paar ein Kind, entscheidet heute der Staat, wer Anrecht auf Urlaub hat – nämlich die Mutter. Jahrzehntelang haben die Frauen für diesen Mutterschaftsurlaub gekämpft. Nun – gut drei Jahre nach dessen Einführung – will ein Vorstoss aus der CVP den Mutterschafts- zum Elternschaftsurlaub machen.
«Es ist nicht einzusehen, warum die ganzen 14 Wochen von der Mutter des Neugeborenen bezogen werden müssen», findet die Zürcher Nationalrätin Barbara Schmid-Federer. «Damit zementiert der Staat bloss die traditionelle Rollenaufteilung zwischen Mann und Frau.» Es sei aber wichtig, dass auch der Vater eine Beziehung zum neugeborenen Kind aufbauen könne.
Schmid-Federer hat daher eine Motion eingereicht, die den Eltern ermöglichen soll, einen Teil des Mutterschaftsurlaubs unter sich aufzuteilen. Nicht zur Debatte stehen die ersten acht Wochen nach der Geburt, für die ein gesetzliches Arbeitsverbot gilt. Die verbleibenden sechs Wochen soll dagegen auch der Vater beziehen können, sofern das Paar dies wünscht.
Als Beispiel nennt Schmid-Federer den Fall einer Frau, die soeben Mutter geworden ist und gleichzeitig vor einem Karriereschritt steht. Der Mann hat im Hinblick auf die Beförderung seiner Partnerin das eigene berufliche Engagement vorübergehend reduziert. Schmid-Federer will nun zusammen mit ihrem Parteikollegen Pirmin Bischof ermöglichen, dass die Frau nach dem gesetzlichen Arbeitsverbot von acht Wochen wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren kann, während der Mann den Rest des Elternschaftsurlaubs bezieht. So lasse sich ein Vaterschaftsurlaub ohne zusätzliche Kosten einführen.
Bundesrat warnt vor höheren Kosten
Dieselbe Forderung, wenn auch etwas weniger ausgefeilt, erhob vor anderthalb Jahren bereits der Walliser SVP-Nationalrat Oskar Freysinger. Damit ergibt sich eine interessante Ausgangslage. Stehen nämlich sowohl die SVP als auch die CVP hinter dem Anliegen, hat es gute Chancen, im Parlament durchzukommen.
Der Bundesrat ist allerdings dagegen. Die heutige Lösung ermögliche den Frauen, sich in den ersten Monaten intensiv um ihr Baby zu kümmern und es zu stillen. «Den Mutterschaftsurlaub zu kürzen, um ihn dann mit dem Vater zu teilen, käme einer Aushöhlung des eigentlichen Zwecks gleich», argumentierte der Bundesrat in seiner Antwort auf Freysingers Motion. Im übrigen führe die Aufteilung des Urlaubs zu einem zusätzlichen Verwaltungsaufwand und zu höheren Kosten, weil die Löhne der Männer immer noch deutlich über jenen der Frauen lägen.
Ziel: Debatte um Vaterschaftsurlaub
Schmid-Federer könnte sich auch vorstellen, den aufteilbaren Elternschaftsurlaub auf 16 Wochen aufzustocken. Oder den Vätern das Recht auf einen unbezahlten Urlaub von bis zu vier Wochen einzuräumen. Damit will sie die Diskussion um den Vaterschaftsurlaub neu lancieren.
Diese ist eingeschlafen, nachdem sich der Ständerat im letzten Dezember – anders als der Nationalrat – gegen einen gesetzlich vorgeschriebenen Vaterschaftsurlaub von mehreren Wochen ausgesprochen hat. Immer mehr Unternehmen geben allerdings Vätern bei einer Geburt freiwillig ein bis zwei Wochen frei. Im Vergleich zu Skandinavien ist das wenig. Dort dauert der Elternurlaub bis zu einem Jahr.
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