Mutter der Nation
Mitt Romney dürfte sich bei den Vorwahlen in Texas die republikanische Kandidatur endgültig sichern. Damit rückt auch die potenzielle neue Firstlady in den Fokus – sie verkörpert ein traditionelles Familienbild.

Bei den US-Republikanern stehen am Dienstag die Vorwahlen in Texas an. Dabei dürfte Mitt Romney die Schallmauer von 1144 Delegierten durchbrechen und sich endgültig die Kandidatur seiner Partei für die Präsidentschaftswahlen sichern.
Mit ausreichend Delegiertenstimmen würde er Ende August auf einer Parteiversammlung der Republikaner in Florida offiziell zum Herausforderer von Amtsinhaber Barack Obama gekürt werden. Derzeit liegt Obama in allen Umfragen vor seinem wahrscheinlichen Herausforderer, allerdings konnte Romney den Rückstand zuletzt deutlich verkürzen.
Damit rückt auch für Romneys Frau Ann eine neue Rolle in greifbare Nähe: diejenige der Firstlady. Ann Romney wirkt auf den ersten Blick wie ein Postergirl für das traditionelle Familienbild der US-Republikaner. Sie bezeichnet sich selbst als Hausfrau und Mutter aus Überzeugung. Während ihr Mann Karriere machte, hielt sie ihm daheim den Rücken frei und kümmerte sich um die fünf Söhne. Im Wahlkampf ist ihre Rolle aber hochpolitisch: Sie muss die menschliche Seite des hölzern wirkenden Ex-Gouverneurs betonen.
Die Geschichte von Ann und Mitt könnte ein Poesie-Album zieren. Sie kennen sich bereits seit der Grundschule, später gingen sie im wohlhabenden Detroiter Vorort Bloomfield Hills auf getrennte Schulen für Jungen und Mädchen. Zu dieser Zeit verliebte sich der zwei Jahre ältere Mitt dann in Ann Davies, eine Tochter aus gutem Hause, deren Vater ein Industrieunternehmen führte und Bürgermeister von Bloomfield Hills war.
Rollen von Anfang an klar verteilt
Hartnäckig warb der Teenager Mitt um seine künftige Frau. Als er sein Studium an der Universität Stanford in Kalifornien begann und dort argwöhnisch das Entstehen der Hippie-Bewegung miterlebte, musste Ann noch die High School in Michigan beenden. So oft es ging, flog er in die Heimat zurück.
Während Mitt dann zweieinhalb Jahre als Missionar in Frankreich lebte, hielten sie über Briefe Kontakt. In dieser Zeit trat Ann zum mormonischen Glauben über, begleitet von Familie Romney. Nach Mitts Rückkehr in die USA heiratete das Paar, kurz vor ihrem 20. Geburtstag im Frühjahr 1969.
Die Rollen im Hause Romney waren von Anfang klar verteilt. Als ihr Mann an die US-Eliteuni Harvard an der Ostküste wechselte, ging Ann selbstverständlich mit und unterbrach ihr Studium an der Mormonen-Universität Brigham Young University in Utah. Erst später holte sie den Bachelor-Abschluss nach.
Karriereentscheidung Mutter
Während Mitt die Investmentfirma Bain Capital aufbaute und später nach politischer Verantwortung strebte, erzog Ann die zwischen 1970 und 1981 geborenen Söhne Tagg, Matt, Josh, Ben und Craig. Mittlerweile ist die 63-Jährige 16-fache Oma. «Meine Karriereentscheidung war, eine Mutter zu sein», sagte sie im April dem TV-Sender Fox News. «Ich denke, alle von uns sollten wissen, dass wir die Entscheidungen respektieren müssen, die Frauen treffen.»
Aus dem Lager der Demokraten musste sich Ann Romney dennoch den Vorwurf anhören, sie habe das gediegene Leben einer Multimillionärsgattin geführt und nie wirklich arbeiten müssen. Dabei schwang auch ein Vergleich mit der First Lady Michelle Obama mit, die es aus einfachen Verhältnissen bis nach Harvard geschafft und in einer Top-Kanzlei in Chicago als Anwältin gearbeitet hatte.
Ann Romney hielt über den Online-Kurznachrichtendienst Twitter dagegen. «Glaubt mir, es war harte Arbeit», schrieb sie über den Alltag mit fünf Söhnen. Mitt Romney spricht voller Hochachtung über seine Frau. In einer Biographie steht, dass der Finanzinvestor sie gerne in seinem Business-Jargon als Chief Family Officer bezeichnet, zu Deutsch: Oberste Familienmanagerin.
«Fenster zum Charakter ihres Mannes»
Der Republikaner beschreibt seine Frau als «echten Champion und eine Kämpferin». Ann erkrankte Ende der 90er Jahre an Multipler Sklerose, bekam die Krankheit aber in den Griff. Vor drei Jahren stellten Ärzte bei ihr Brustkrebs im Frühstadium fest. In Interviews erklärte sie, sich als First Lady besonders der Suche nach einer Heilung für beide Krankheiten widmen zu wollen.
Obwohl sie die meiste Zeit zu Hause geblieben ist, macht Ann Romney im Scheinwerferlicht eine selbstbewusste und souveräne Figur. Während ihr Mann oft wie ein Politikroboter wirkt, strahlt sie Sympathie und Natürlichkeit aus. Die Politikwebsite «Politico» schrieb, Ann Romney biete den Wählern ein «Fenster in den Charakter ihres Mannes». Sie sei der lebende Beweis dafür, dass es auch einen menschlichen Mitt gibt, einen Ehemann und Vater.
AFP/sda/rbi
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