Musse mit Tiefgang
Drei Vorschläge, wie man sich die Ferienzeit auch noch vertreiben kann – historische, unterhaltsame und tiefsinnige Geschichten.

Alfred Escher, Briefe
Dass ein Land einen Politiker, der lange tot ist, ins Pantheon aufgenommen hat, weiss man, wenn selbst die Nachfahren seiner einstigen Gegner ihn verehren, ja, wenn sie sogar Wert darauf legen, sich in seine Nachfolge zu reihen. Niemand hat die Katholisch-Konservativen mehr gehasst als der Zürcher Liberale Alfred Escher. Doch als es kürzlich darum ging, die vollständige Digitalisierung seiner Korrespondenz zu feiern, kam selbst Bundesrätin Doris Leuthard nach Zürich, um ihm die Referenz zu erweisen. Leuthard gehört der CVP an, der Nachfolgepartei der Katholisch-Konservativen, die den liberalen Bundesstaat dermassen verabscheuten, dass sie lieber einen Bürgerkrieg in Kauf nahmen – und kolossal verloren. Leuthard stammt aus dem katholischen Freiamt im Aargau, eine der schwärzesten Gegenden der Eidgenossenschaft. Wäre der reformierte Escher einmal nach Merenschwand gekommen, wo Leuthard aufgewachsen ist: Man hätte ihn mit Kartoffeln beworfen. Oder Granaten. Nähme sich die Bundesrätin die Zeit, in Eschers Briefen unter dem Stichwort «katholisch» zu suchen: Es wären mitunter keine schönen Funde zu verzeichnen.