Immer wenn ich bei jemandem zu Besuch bin, der eine Sonos-Anlage hat, bin ich danach ein bisschen neidisch. In mehreren Räumen dieselbe Musik zu hören, das wäre schon was.
Früher sprachen jeweils der Preis und der App-Zwang dagegen. Seit etwa einem Jahr ist ein neuer Grund dazugekommen: Inzwischen haben gleich mehrere Hersteller ähnliche Systeme lanciert oder angekündigt. Selbst Apple und Google mischen nun mit.
Kein Spontankauf
Da so eine Soundanlage kein Spontankauf ist, habe ich mich entschlossen, bis Ende Jahr zu warten, bis alle Karten auf dem Tisch sind. Schliesslich möchte man die Anlage dann auch zehn oder mehr Jahre nutzen können – und nicht nach einem Jahr merken, dass man aufs falsche Pferd gesetzt hat.
Nun, da Apples Homepod aber Verspätung hat und nicht mehr dieses Jahr auf den Markt kommt (in der Schweiz war er von Anfang nicht mehr für dieses Jahr geplant), ist meine Planung ins Wanken geraten.
Kommt dazu: Nebst dem Homepod hat auch Airplay 2 Verspätung. Das ist Apples neuer Standard, um Musik drahtlos an Lautsprecher zu senden. Zusammen mit iOS11 hätte eine überarbeitete Variante mit Multi-Room-Unterstützung lanciert werden sollen. Doch die lässt genauso auf sich warten wie der Homepod. Inwiefern da ein Zusammenhang besteht und das eine sogar für die Verspätung des anderen verantwortlich ist, weiss freilich nur Apple.
Genauer angeschaut
In meiner Ungeduld habe ich mir nun entgegen allen Vorsätzen Multiroom-Lautsprecher ausgeborgt und etwas genauer angeschaut: den Zipp von Libratone. Dass mich der besonders interessiert, kommt nicht von ungefähr.
Vor fünf Jahren habe ich nämlich schon mal einen Funk-Lautsprecher der dänischen Firma gekauft. Der Libratone Lounge sieht aus wie ein mit Wolle überzogenes ein Meter langes Rechteck (heute sagt man dem auch Soundbar). Ich habe mich damals nach langem Abwägen für einen Funk-Lautsprecher und gegen eine richtige Stereoanlage entschieden und den Kauf bis heute nie bereut.
Zylinder statt Rechteck
Optisch erinnert bei den heutigen Libratone-Lautsprechern nur noch wenig an unseren Lounge und mehr an die runden Boom-Lautsprecher von Logitech. Sie sind zylinderförmig, deutlich kleiner und nicht mehr so teuer. Geblieben ist die Abdeckung aus Wolle. Mit einem Reissverschluss kann man die Stoffhülle abtrennen und gegen eine andere tauschen. Libratone hat eine ganze Kollektion an Farben und Materialien.
Allzu oft wird man die Farben aber im Alltag kaum wechseln. Es braucht nämlich eine gute Portion Geduld und Fingerfertigkeit, um eine Stoffhülle gegen eine andere zu tauschen.
Rundumklang
Ob einem der prominent platzierte Reissverschluss und damit das Design der Lautsprecher gefällt, ist freilich genauso Geschmacksache wie die Tonqualität. Dank dem zylinderförmigen Design und Rundumklang füllt ein Lautsprecher problemlos ein Wohnzimmer. Bass- und Klassik-Fans dürften daran genauso Gefallen finden.
Die Lautsprecher gibt es in zwei Grössen: den Zipp (26 cm hoch, um 300 Franken) und den Zipp Mini (22 cm hoch, um 200 Franken).
Auch ohne Handy
Anders als unser Lounge-Lautsprecher, den man nur ein- und ausschalten kann, lassen sich die Zipp-Lautsprecher auch ohne Handy bedienen. Oben findet sich ein Touch-Feld. Damit kann man die Lautstärke ändern oder eine WLAN-Radiostation auswählen. Die Bedienung ist so intuitiv, dass auch wenig technologiebegeisterte Freunde und Bekannte damit ohne eine Anleitung klarkommen.

Auf Knopfdruck kann man mehrere Zipp-Lautsprecher zu einem Multiroom-System verbinden. Das klappte im Test ohne Komplikationen oder komplizierte Menüs. Das eignet sich hervorragend für Musik. Für Filme dagegen nicht. Der Versuch, zwei Zipp-Lautsprecher zu einem Heimkino zu kombinieren, scheiterte.
Der vom Apple TV per Airplay an die Lautsprecher übertragene Ton hatte im Vergleich zum TV-Bild Verspätung. Das dürfte daran liegen, dass die Lautsprecher das Tonsignal zwischenspeichern und untereinander verteilen müssen. Wenn man nämlich nur einen Lautsprecher via Airplay mit dem Apple TV verbindet, klappts vorzüglich.
Ohne Kabel
Besonders hat im Test die Möglichkeit gefallen, die Lautsprecher nach Lust und Laune in der Wohnung zu platzieren. Da sie einen Akku haben (circa 10 Stunden), kann man sie auch mal beide ins Esszimmer mitnehmen oder – bei der Jahreszeit wohl weniger empfehlenswert – auf den Balkon.
Wir haben es zu Hause so eingerichtet, dass ein Lautsprecher jeweils am Strom ist und der andere im Stubenregal steht, wo es weit und breit keine Steckdose gibt. Wenn der Akku zur Neige geht, tauschen wir die Lautsprecher einfach aus.
Apropos Strom: Die Lautsprecher haben auf der Rückseite einen USB-Anschluss. Damit kann man bequem ein Handy laden und spart sich so ein Netzteil.
Viele Standards
Das grosse Plus der Libratone-Lautsprecher sind die vielen Standards und Systeme, die sie unterstützen. Einerseits sind sie unabhängige WLAN-Radios. So können wir damit, wie mit unserem Squeezebox-Küchenradio, auch dann BBC 6 hören, wenn man kein Handy zur Hand hat.
Dann können sie sowohl per Bluetooth wie per WLAN mit Handys, Tablets und Computern verbunden werden. Sie harmonieren mit Apples Airplay, dem offenen (aber etwas unhandlichen) DLNA oder mit Spotify Connect. Einen Klinke-Audioeingang haben sie übrigens auch noch. Einzig Googles Audio-Cast fehlt.
Und dann ist da noch das Versprechen für die Zukunft: Wenn Apple den neuen Airplay-2-Standard freigibt, soll der auch auf den aktuellen Libratone-Lautsprechern funktionieren. Und auch Amazons Sprachassistenz Alexa soll per Firmware-Update Anfang 2018 auf die Lautsprecher kommen.
Fazit: Wenn Libratone Wort hält und Apple die besten Funktionen von Airplay 2 nicht für eigene oder neuere Lautsprecher aufspart, haben die Zipp-Lautsprecher das Potenzial, auch in fünf oder gar zehn Jahren noch gute Dienste zu leisten.
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