Grosse Chance für BeachvolleyballerinMultitalent mit Ambitionen
Menia Bentele aus Riehen wird im August mit Olympiamedaillengewinnerin Anouk Vergé-Dépré als Ersatz für die verletzte Joana Heidrich die EM bestreiten.

Gstaad, Espinho, Athen – es ist in diesen Tagen nicht einfach, Menia Bentele zu erreichen. Per Whatsapp klappt es dann doch, die junge Beachvolleyballerin und Basler Nachwuchssportlerin 2021 meldet sich aus Athen. Wo sie sich mit Interim-Spielpartnerin Anouk Vergé-Dépré auf zwei grosse Turniere im August vorbereitet, den CEV Nations Cup in Wien sowie die Europameisterschaft in München.
Die neue Spielgemeinschaft Vergé-Dépré/Bentele ist aus der Not geboren, weil sich Joana Heidrich vor einem Monat an der WM in Rom an der Schulter verletzte und nach inzwischen erfolgter Operation mehrere Monate ausfallen wird. Der Platz an der Seite von Olympia-Bronzemedaillengewinnerin Vergé-Dépré war frei und wird nun für voraussichtlich kurze Zeit von der 20-jährigen Riehenerin besetzt.
Ganz unkompliziert ist die neue Konstellation indes nicht. Zum einen wäre Bentele mit ihrer Basler Standardpartnerin Anna Lutz für die EM ebenfalls qualifiziert gewesen, zum andern wird das neue helvetische Duo vermutlich nur die zwei Topanlässe im August bestreiten.
Dies vor allem deswegen, weil World-Tour-Auftritte aufgrund des neuen Weltranglisten-Punktesystems Vergé-Déprés aktuelle Topklassierung gefährden würden. Bentele sagt dazu: «Es ist für mich vor allem eine grosse Chance, zu profitieren. Schliesslich ist Anouk eine der derzeit besten Beachvolleyballerinnen der Welt.»
Die Frage, ob sie wegen ihrer noch geringen Erfahrung auf höchster Ebene nicht auch eine gewisse Nervosität verspüre, beantwortet die letztjährige U-21-WM-Dritte einigermassen entspannt: «Genau das Gleiche habe ich mich auf dem Flug nach Athen selbst gefragt. Ich denke, es ist eine gute Nervosität. Und die ist nach unseren ersten gemeinsamen Trainings auch schon weitgehend verflogen.»
Das einwöchige Trainingslager in der hellenischen Metropole unter Leitung von Vergé-Déprés Privatcoach Spiro Karachalios plus einige Tage mit einem deutschen Topteam müssen als Vorbereitung genügen, um schon am Nations-Cup (mit Europas Top-8-Ländern, Frauen und Männer) punkten zu können.
Intensive Wochen
Die aktuelle Nummer 7 des Schweizer Frauenrankings freut sich denn auch auf vier intensive Wochen, in denen sie Erfahrung auf hohem Niveau sammeln will. Und sie ist sich bewusst, dass es nachher kaum auf gleichem Niveau weitergehen wird.
Bereits Ende August wird die 181 Zentimeter grosse Blockspielerin an den Schweizer Meisterschaften wieder mit Anna Lutz antreten und anschliessend mit dieser auch die Jagd nach World-Tour-Punkten fortsetzen. Das derzeit auf Weltranglistenposition 69 klassierte Basler Duo will sich bis Ende Jahr auf Challenger-Ebene etablieren, auf zweithöchster Ebene der Profitour. Was nicht zuletzt viel Reisen bedeutet. Dieser Aspekt, so Bentele, sei ziemlich neu in ihrem Leben. Und fügt halb lachend bei: «Ich werde mich wohl daran gewöhnen, aber ich war in den letzten Wochen schon das eine oder andere Mal etwas platt.»
Fernziel Olympia 2028
Weiss das koordinative Multitalent – vor dem Beachvolleyball versuchte sich Bentele bereits als Artistin in einem Kinderzirkus, als Synchronschwimmerin sowie im Erstligateam von Sm’Aesch-Pfeffingen – denn schon, wohin die sportliche Reise führen soll?
Es scheint ganz so. Die Nachwuchshoffnung würde nur allzu gern in die Fussstapfen von Lea Schwer treten, die als letzte Basler Beacherin (ebenfalls Riehenerin) von internationalem Format die Schweiz 2008 in Peking an Olympischen Spielen vertreten durfte.
Das Fernziel heisst Los Angeles 2028, die Qualifikation für die nächsten Sommerspiele in Paris in zwei Jahren ist wohl kaum realistisch: «Die Konkurrenz im Schweizer Frauenbeach ist gross, wir, das Duo Bentele/Lutz, sind derzeit ja nur die Nummer 4. Da müsste in der Saison 2023 viel passieren.»
Die junge Frau mit Ambitionen weiss aber auch, dass sich durch Joana Heidrichs Verletzungspech die Türe geöffnet hat und sie bald noch mehr im Fokus stehen könnte.
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