«Mobile Go» erntet Kritik – und lässt die Konkurrenz kalt
Swisscom lanciert ein neues Mobilfunkangebot – ohne Roaming-Gebühren in Europa. Experten bemängeln die Preisgestaltung.

Die Mobilfunkkunden der Swisscom gehen in einer aktuellen Umfrage mit dem Schweizer Marktführer hart ins Gericht. Sieben von zehn Nutzern ärgern sich über das undurchsichtige Tarifsystem. Acht von zehn Kunden schalten im Ausland das Smartphone ab. Sie wollen so verhindern, dass sie viel Geld für Roaming ausgeben.
Roaminggebühren fallen an, wenn der Kunde eines Schweizer Mobilfunkanbieters über ein ausländisches Netz Gespräche führt und mit dem Internet verbunden ist.

Die hiesigen Anbieter haben jedoch ein Interesse daran, dass sich ihre Nutzer im Ausland nicht eingeschränkt fühlen. Die Betreiber laufen sonst Gefahr, dass die Kunden kurzzeitig abspringen und Prepaid-Angebote der Konkurrenz im Ausland nutzen. Vor diesem Hintergrund lanciert die Swisscom ab dem 25. Februar ein neues Preismodell, das Produktchef Dirk Wierzbitzki gestern in Zürich als Reaktion auf die Kundenklagen bezeichnete.
Es gibt günstigere Angebote
Die neue Tarifgestaltung umfasst die fünf Kategorien «inOne Mobile Basic», «inOne Mobile Go», «inOne Mobile Premium», «Swiss Mobile Light» und «Swiss Mobile Flat». Diese Angebote ersetzen die bisherigen Abos. Spannendste Neuerung ist «Mobile Go». Hier fallen die Roamingkosten für Westeuropa weg.
Konkret kann der Kunde im europäischen Raum unlimitiert telefonieren. Die Datenmenge zum Surfen im Internet ist auf 40 Gigabyte pro Monat beschränkt. Danach drosselt die Swisscom das Tempo von 100 Megabit pro Sekunde. Das neue Abo mit einer Mindestlaufzeit von einem Jahr kostet 80 Franken pro Monat, wenn es ohne zusätzliche Angebote der Swisscom bezogen wird – etwa Festnetzprodukte.
«Ein solches Angebot gibt es für knapp 30 Franken im Monat.»
Telecomexperte Ralf Beyeler vom Vergleichsdienst Moneyland.ch findet das neue Angebot «für Leute interessant, die viel im Ausland unterwegs sind». Er setzt jedoch ein Fragezeichen hinter den Preis. Für die meisten Kunden reiche ein Abo mit unlimitierter Telefonie und 2 Gigabyte Datenvolumen pro Monat für die Schweiz aus.
«Ein solches Angebot gibt es bei verschiedenen anderen Anbietern bereits für knapp 30 Franken im Monat», sagt Beyeler mit Blick auf Billiganbieter wie Coop Mobile und M-Budget. Kunden mit diesem Abo können Optionen und Pakete für Roaming dazubuchen und damit immer noch «deutlich günstiger fahren als bei der Swisscom».
Nutzer wechseln selber
Oliver Zadori von Dschungelkompass.ch kritisiert: «Von einer Abschaffung des Roamings zu sprechen, ist ein wenig übertrieben. Denn dies bezieht sich einzig auf ‹Mobile Go›, und da auch nur auf Europa.» Bei den anderen Abos oder ausserhalb der EU würden noch immer Zusatzkosten für Roaming anfallen.
In einem ersten Schritt soll das neue Angebot die 1,8 Millionen Abonnemente der bisherigen Preiskategorien «inOne Mobile XS» und «inOne Mobile XL» ablösen. Der staatsnahe Betrieb mit seinen 6,6 Millionen Mobilfunkanschlüssen führt die bestehenden Kunden nicht automatisch auf das neue Angebot über. Die Nutzer können aber auf Anfrage selber wechseln.
Swisscom will bis Ende Jahr 60 Städte und Gemeinden mit 5G abdecken.
Wie Swisscom-Chef Urs Schaeppi sagte, unterstützen die neuen Abos die schnelle 5G-Mobilfunkgeneration. Derzeit versteigert die Eidgenossenschaft die entsprechenden Frequenzen für die neue Technologie. Schaeppi sagte, dass die Swisscom bis Ende Jahr 60 Städte und Gemeinden mit 5G abdecken wolle.
Neu trennt die Swisscom mit dem neuen Angebot auch den Kauf des Smartphones vom Abonnement. Damit reagiert das Unternehmen ebenfalls auf veränderte Kundenbedürfnisse: Während ein vergünstigtes Gerät früher ein wesentlicher Grund für die Anbieterwahl war, verliert dieser Anreiz an Bedeutung.
Hier kopiere die Swisscom den Konkurrenten Sunrise, so Beyeler. Es sei aber aus Kundensicht zu begrüssen, dass die Abos nun auch bei der Swisscom vom Gerät getrennt würden. Im Schweizer Markt sind solche Angebotsmodelle bei vielen Anbietern üblich, darunter Sunrise, UPC und Wingo.
* Korrektur: UPC legt Wert auf die Feststellung, dass die Kostenangabe zu Mobile Flex Swiss von falschen Annahmen ausgeht. Der maximale Betrag beträgt demnach 877 Franken und nicht 997 Franken, wie es in einer früheren Version dieses Artikels hiess.
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