Bürgerliche StänderatskandidaturBalz Herter ist der Mann, der das Unmögliche schaffen soll
Wer verliert gegen Eva Herzog? So simpel liest sich die Ausgangslage im Kampf um den Basler Sitz im Stöckli. Der Kleinbasler Mitte-Präsident ist nun wohl die beste Lösung – aber auch seine Prioritäten liegen eigentlich woanders.

Wie sehr glauben die Bürgerlichen in Basel-Stadt wirklich daran, dass sie im Herbst mit ihrem Kandidaten den einen Sitz im Ständerat erobern können?
Kurze Antwort: Sie glauben nicht aus Überzeugung daran, nicht einmal mit leiser Hoffnung, nein, sie tun es aus Zwang. Weil sie es müssen. Also wahren sie den Anschein (und ein bisschen auch das Gesicht).
LDP, FDP, Mitte und GLP haben das Thema lange nicht vorrangig behandelt – weil auch sie wissen, wie sich die Ausgangslage präsentiert: Welcher bürgerliche Ständeratskandidat verliert gegen Eva Herzog?
Die BaZ weiss, wie diese Antwort lautet: Balz Herter.
Der Mitte-Präsident (39) hat nie einen Hehl aus seinen Ambitionen gemacht. Nicht, weil er die Hybris besässe, zu denken, dass er Eva Herzog schlagen könne. Das Stöckli geniesst auch bei ihm nicht wirklich Priorität.
Um was es ihm geht: Er will irgendwann Regierungsrat werden – und die beste (und vielleicht einzige) Chance, das zu schaffen, wird bald (oder zumindest mittelfristig) kommen: wenn sein Parteikollege, Mitte-Regierungsrat Lukas Engelberger, abtritt.
Ein paar wertvolle Stimmen
Herter ist sich natürlich auch bewusst, dass er als Ständeratskandidat viel Aufmerksamkeit erlangen wird, er sein politisches Profil, seine Bekanntheit stärken kann. Und zugleich noch ein paar wertvolle Stimmen für die Nationalratsliste der Mitte (auf der er ebenfalls einen Platz hat) sammeln kann.
Herter sagt zu seiner Nomination: «Ich bin überzeugt, dass es für die bürgerlichen Parteien ein starkes Signal ist, jemanden aus dem politischen Zentrum ins Rennen zu schicken. Zudem bin ich schon lange im Geschäft, gut vernetzt in der Stadt. Das alles werde ich in die Waagschale werfen.»
In der Tat kann der Mitte-Mann auf eine breite Unterstützung zählen. Zwar hätte auch GLP-Nationalrätin Katja Christ kandidiert – was aber für die anderen Parteien nicht infrage gekommen ist (und man aufgrund der gemeinsamen Listenverbindung, auf die die Grünliberalen für den Erhalt des Nationalratssitzes angewiesen sind, hier ein schlagendes Druckmittel in der Hand hatte).
Und auch die FDP wäre gerne selber mit einem eigenen Kandidaten gekommen, wohl nochmals mit Baschi Dürr, aber gegen die bürgerliche Haltung, nicht mit einem Ex-Exekutivmitglied zu kandidieren, sind die Freisinnigen nicht angekommen. Schlussendlich hat auch der Vorstand einstimmig für Herter votiert. Herter freut sich nun bereits auf den Wahlkampf – und gibt sich angriffig: «Seit 55 Jahren vertreten nur SP-Politiker unseren Kanton im Stöckli. Das muss sich ändern. Da wir nur einen Sitz haben, sollte dieser von jemandem besetzt sein, der ausgewogen ist – und wählbar für gemässigte Linke und Rechte.»
Der Mann aus dem Zentrum soll also das Maximum für die Bürgerlichen erreichen. Mehr als ein Achtungserfolg liegt kaum drin. Und dieser wäre bereits beachtlich, wenn er im Vergleich mit Eva Herzog schon nur die Hälfte deren Stimmen macht.
Ein gewisses Risiko
Zur Erinnerung: Bei den letzten Wahlen hat die SP-Ständerätin dreimal so viele Wähler von sich überzeugen können als ihre damalige Konkurrentin, die heutige LDP-Nationalrätin Patricia von Falkenstein.
Und hier verbirgt sich auch ein Risiko: Für Herters übergeordnete Ziele braucht er mindestens dasselbe Resultat wie von Falkenstein – schneidet er noch schlechter ab, könnte ihm das langfristig schaden. Er sagt: «Natürlich ist ein gewisser Druck da, aber mein Wettkampfgeist ist viel stärker. Ich habe den Anspruch, gewählt zu werden.»
Wie er diese Sensation – und nichts anderes wäre es – schaffen will?
Herter sagt: «Wirtschaftspolitisch bin ich mit Herzog ja noch in vielem gleicher Meinung – aber sobald es etwa um Sicherheitspolitik geht, sieht es anders aus. Und auch sonst dürften die Schnittmengen mit ihr nicht mehr gross sein. Ich verspreche bürgerliche Politik aus dem Zentrum – das kann dem Kanton, der in Bern nicht oft gehört wird, nur guttun.»
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