Mit vereinten Waffen gegen die Nahostgespräche
Hass auf die Friedensgespräche: Israel solle «zu jeder Zeit» angegriffen werden, so das Credo der Essedin-el-Kassam-Brigaden. Und Ahmadinejad nennt die Gespräche im Zwei-Wochen-Rhythmus eine «Totgeburt».

Ingesamt 13 bewaffnete Palästinensergruppen verständigten sich darauf, ihre Aktionen gegen Israel künftig miteinander abzustimmen. «Wir haben beschlossen, ein Koordinationszentrum für unsere Einsätze gegen den (israelischen) Feind zu gründen», sagte der Sprecher der Essedin-el-Kassam-Brigaden, Obeida, in Gaza. «Alle Optionen seien möglich, auch Raketenangriffe von der Stadt Gaza auf Tel Aviv.»
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu hatten zuvor in Washington vereinbart, sich künftig im Zwei-Wochen-Rhythmus zu Verhandlungen zu treffen.
Die Essedin-el-Kassam-Brigaden sind der bewaffnete Arm der radikalislamischen Hamas. Die im Gazastreifen herrschende Organisation lehnt Gespräche mit Israel strikt ab und ist mit der gemässigten Palästinenserfraktion um Abbas verfeindet. Ende 2008 hatten der anhaltende Raketenbeschuss Israels aus dem Gazastreifen zu einer rund dreiwöchigen israelischen Militäroffensive in dem dichtbesiedelten Gebiet geführt, bei der mehr als 1400 Palästinenser und 13 Israelis ums Leben kamen. Seitdem waren die direkten Friedensgespräche unterbrochen.
12-jähriges israelisches Mädchen verletzt
Die Essedin-el-Kassam-Brigaden versuchten bereits im Vorfeld des Treffens zwischen Abbas und Netanyahu in Washington, die Aufnahme der Gespräche mit Gewalttaten zu stören. Die Gruppe bekannte sich zu zwei Angriffen auf Israeli im Westjordanland am Dienstag und am Mittwoch. Dabei wurden vier Israeli getötet und zwei weitere verletzt.
Im Westjordanland kam es gestern Abend zu einem erneuten Angriff. Ein 12-jähriges israelisches Mädchen sei verletzt worden, als nahe der jüdischen Siedlung Rewawa Steine auf ein Auto geschleudert worden seien, teilte die israelische Armee mit. Das Mädchen sei in ein Krankenhaus gebracht worden, es sei aber nicht in Lebensgefahr.
Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa, rief im italienischen Cernobbio dazu auf, den Verhandlungen «eine Chance zu geben». Die Frage sei jedoch, ob Israel bereit sei, einen «wirklichen Frieden» zu unterzeichnen.
«Zum Scheitern verurteilt»
Der iranische Präsident Ahmadinejad bezeichnete die vereinbarten Gespräche am Freitag als «Totgeburt» und «zum Scheitern verurteilt». Die Bevölkerungen der Staaten in der Region seien dazu fähig, Israel von der internationalen «Bühne zu entfernen», drohte er anlässlich des sogenannten El-Kuds-Tags (Jerusalemtag), mit dem der Iran alljährlich seine Solidarität mit den Palästinensern bekundet. Ahmadinejad gilt als erklärter Feind Israels. Die israelische Regierung wirft dem Iran vor, die Hamas zu unterstützen.
Das nächste Treffen zwischen Abbas und Netanyahu soll am 14. und 15. September im ägyptischen Badeort Sharm al-Sheikh am Roten Meer stattfinden. Die israelische Regierung fordert von den Palästinensern, dass sie Israel als den «Nationalstaat des jüdischen Volks» anerkennen. Die palästinensische Seite verlangt von Israel einen Stopp aller Siedlungsaktivitäten und ein Ende der Blockade des Gazastreifens.
Präsident Mahmoud Ahmadinejad sagte bei den traditionellen Al-Kuds-Kundgebungen, die Entscheidung über einen zukünftigen Palästinenserstaat werde allein von den Palästinensern getroffen «und nicht in Washington, London oder Paris». «Widerstand ist der einzige Weg zur Rettung der Palästinenser.»
Die von US-Präsident Barack Obama initiierten ersten Nahost- Friedensgespräche seit knapp zwei Jahren machten nur Sinn, wenn die Israelis aus den besetzten Palästinensergebieten abrückten. «Aber wichtiger ist, dass das zionistische Regime ohnehin zum Untergang verdammt ist», sagte Ahmadinejad in der Teheraner Universität.
Die Demonstrationen in Teheran wurden von strengen Sicherheitsmassnahmen begleitet. Sicherheitskräfte und Polizisten waren im Einsatz, um erneute Proteste gegen die Regierung und Präsident Ahmadinejad zu verhindern.
Angriff auf Regimegegner
Regierungstreue Milizen hatten zuvor nach Oppositionsangaben das Wohnhaus des Regimegegners Mehdi Karrubi angegriffen, um dessen Beteiligung an Demonstrationen zu verhindern. Die Website des moderaten Klerikers, Saham-News, berichtete, dass Islamisten Brandbomben auf sein Haus geworfen und einen der Leibwächter zusammengeschlagen hätten.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hatten am Donnerstag in Washington vereinbart, die Verhandlungen über eine Friedenslösung ab Mitte September im Zwei-Wochen-Rhythmus fortzusetzen.
Mehrere Millionen auf den Strassen
Die Wiederaufnahme der Friedensgespräche von Israelis und Palästinensern fiel im Iran mit den traditionellen Al-Kuds-Kundgebungen zusammen.
Seit drei Jahrzehnten wird am letzten Freitag des Fastenmonats Ramadan an die Besetzung Ostjerusalems durch Israel während des Sechstagekriegs 1967 erinnert. Al-Kuds ist der arabische Name für Jerusalem.
Laut dem staatlichen Fernsehen gingen mehrere Millionen Menschen im ganzen Land auf die Strassen, um den 1979 von Ayatollah Ruhollah Chomeini begründeten Al-Kuds-Tag zu begehen. Sie riefen «Tod den USA» und «Tod für Israel». Der Iran erkennt Israel nicht an und hat wiederholt zur Zerstörung des jüdischen Staats aufgerufen.
SDA/bru
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