Mit Trump mag Franziskus nicht lächeln
US-Präsident Donald Trump besuchte heute den Papst: Es war ein spektakulär unspektakuläres Treffen. Für Gesprächsstoff sorgte das Outfit von Ivanka und Melania Trump.

Manchmal ist Durchschnitt spektakulär. 29 Minuten lang hat das private Gespräch zwischen Papst Franziskus und Donald Trump gedauert, Übersetzung inklusive. Das ist ein mittelmässiger Wert. Man hätte denken können, dass sich die beiden mächtigen Herrschaften mehr zu sagen haben, wenn die Türen der päpstlichen Bibliothek sich schliessen; dass sie sich gegenseitig ihre recht unterschiedlichen Weltanschauungen in vielen Fragen erklären würden. Natürlich wird es jetzt heissen, der Zeitplan sei eng gewesen, weil draussen, auf dem Petersplatz, schon Tausende auf die wöchentliche Generalaudienz warteten, die einige Stunden später beginnen sollte.
Doch etwas mehr als 29 Minuten wären möglich gewesen für die Korrektur ihrer Beziehung, die vor einem Jahr mit einem Zerwürfnis auf Distanz begonnen hatte. Damals, mitten im amerikanischen Wahlkampf, hatte der Papst offen an der christlichen Gesinnung Trumps gezweifelt, weil der Mauern bauen wolle. Trump reagierte ungehalten. So etwas hat es selten gegeben. Und darum war dieses Treffen auch mit einiger Spannung erwartet worden. Die Privataudienz trug offensichtlich nicht dazu bei, das Atmosphärische zu bereinigen.
Franziskus, der sonst gern und viel lacht bei solchen Begegnungen, war unüblich ernst. Trump dagegen, ein Medienprofi, lächelte zahnreich, sobald die Kameras dabei waren. Der feierliche Pomp des Vatikans, diese Schwere von Rahmen und Ritual, schien den Präsidenten zu beeindrucken, was ja eher selten vorkommt. Vor dem Treffen hatte er gesagt, er fühle sich geehrt, dass er den Papst sehen dürfe, den er überdies sehr respektiere. Eine Trump'sche Volte, eine mehr.
Melania Trump mit besserer Laune
Wirklich gelöst wirkte nur die First Lady, Melania Trump, die man in jüngster Zeit selten sehr fröhlich erlebte. Zwei Mal, in Tel Aviv und bei ihrer Ankunft in Rom, hatte man sie ertappt, wie sie sich weigerte, Hand in Hand mit ihrem Gemahl zu gehen.
Die Katholikin trug Schwarz von Kopf bis Fuss, ihr Kleid war überknielang, der Lippenstift blass. Alles ganz nach der modischen Vorstellung des Vatikans. Vielleicht waren die Absätze ihrer Schuhe einen Tick zu hoch, aber das wird man ihr nicht nachtragen. Von allen Gästen war sie die devoteste, sie trug sogar einen schwarzen Schleier: Nach der Audienz bat sie den Papst, einen Rosenkranz zu segnen, den sie ihm entgegenstreckte.
Danach tauschten der Papst und Trump Geschenke aus, wie das Usus ist. Franziskus schenkte dem Gast eine Medaille mit einem Olivenzweig und eine Ausgabe seiner Botschaft zum Weltfriedenstag, in der er Gewaltfreiheit und Abrüstung fordert. Trump sagte: «Frieden können wir gebrauchen.» Dazu gab es weitere Schriften des Papstes, alle mit Widmung für Trump, der sie sich zu Herzen nehmen soll. Auch «Laudato si» war dabei, die Enzyklika zur Umwelt. Trump sagte, er werde sie lesen. Er brachte eine graue Skulptur, eine Blume, und eine Box mit Büchern von Martin Luther King. Zum Abschied sagte Trump, er werde die Worte des Papstes in Erinnerung halten.
Dann war auch schon alles vorbei – ohne Zwischenfall, ja spektakulär unspektakulär dafür, dass die beiden Hauptfiguren normalerweise dazu neigen, das Protokoll zu brechen. Es war eben irgendwie durchschnittlich.
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