
Kann man sich das vorstellen: mittelalterliche Häuser im Pfluggässlein – dort, wo sich heute kubische und mit viel Glas gebaute Häuser wie das Domus-Haus befinden? Obschon in der angrenzenden Falknerstrasse noch einige dieser alten und schmalen Liegenschaften stehen, muss man doch etwas Fantasie aufbringen.
Dennoch: Gerade auf der Parzelle des Hauses mit der Nummer 10 befanden sich einst zwei mittelalterliche Liegenschaften – bis Josef Fricker-Bisinger kam. Er liess 1925 die beiden Häuslein abreissen und an ihrer Stelle – direkt vis-à-vis des Domus-Hauses – einen für damalige Verhältnisse modernen Wohn- und Geschäftsbau errichten.
Seine Architekten waren Franz Bräuning und Hans Leu, die in den 1930er- und bis in die 1950er-Jahre hinein – dann zusammen mit Arthur Düring – zu den meistbeschäftigten Architekten Basels zählten. Unter anderem stammen das Handwerkerbank-Gebäude am Bankenplatz und das fast daran anschliessende Drachen-Center in der Aeschen-Vorstadt von ihnen. Auch für das 1953 erbaute und 2014 abgerissene Elefantenhaus im Zolli zeichnete das Büro verantwortlich.
Im schmalen Pfluggässlein entschieden sich Bräuning und Leu für ein dreigeschossiges, sechsachsiges Gebäude, dessen Fenster im ersten Stock zeittypische Schlusssteine und Ziergitter aufweisen. Alles kommt äusserst klar und schlicht daher.
Einzig der an einer kunstvoll verzierten Halterung hängende und über der Gasse schwebende, metallene Stiefel führt in seiner altmodisch-nostalgischen Ausformung auf frühere Zeiten zurück.
Dass hier dieser mit Knautschzone und Sporn versehene Reitstiefel – noch immer – hängt, wäre eigentlich nicht zwingend. Denn mit der heutigen Galerie im Parterre hat er rein gar nichts zu tun. Aber er erinnert daran, dass seine Präsenz einst tonangebend war für dieses Haus. Dessen Besitzer Josef Fricker-Bisinger wohnte nämlich nicht nur in diesem Gebäude, sondern hatte hier auch sein Geschäft: ein Schuhgeschäft.
Nicht überall sind solche Erinnerungsstücke noch vorhanden. So vermissen manche etwa die grosse rote Hand mit weisser Manschette, die noch vor ein paar Jahren über dem Eingang des Hauses Stadthausgasse 7 hing. Sie könnte den Flaneur darauf hinweisen, dass hier bis im Jahr 2013 die «Ganterie Friedlin» ihren Sitz hatte und Handschuhe verkaufte.
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Mit Sporn und Knautschzone
Dass hier dieser mit Knautschzone und Sporn versehene Reitstiefel – noch immer – hängt, wäre eigentlich nicht zwingend. Ein Stück Basler Geschichte.