Basler Ringsprecher Stefan MüllerMit seiner Stimme rückt er die Kämpfer ins Rampenlicht
Stefan Müller ist Ringsprecher, Promoter und Moderator im Boxzirkus. Inmitten kämpferischer Szenen ist seine Stimme sein Talent. Auch beim heutigen Auftritt von Arnold Gjergjaj steht er auf der Bühne.

Heute erwartet das Grand Casino Basel gespannt die Rückkehr eines altbekannten Athleten: Zum ersten Mal seit viereinhalb Jahren steigt Arnold Gjergjaj wieder in Basel in den Ring. Mit 38 Jahren möchte es das Schwergewicht aus Pratteln nochmals wissen und versucht sich sogleich an einem Titelkampf. Gegen den Deutschen Dominic Vial kämpft Gjergjaj um den Schwergewichtstitel der WBF. Es wäre die Renaissance einer erfolgreichen Karriere: Vor sieben Jahren kämpfte der gebürtige Kosovare in der O2-Arena in London gegen den ehemaligen Schwergewichtsweltmeister David Haye.
Gemeinsam mit Gjergjaj im Ring steht heute Stefan Müller: Der 47-jährige Basler ist hauptberuflich Agenturleiter bei TUI, doch nebenbei ist er leidenschaftlicher Ringsprecher in diversen Kampfsportarten. Und nicht nur in Basel ist er für sein Talent gefragt. Gerade erst kürzlich wurde er einer der Ringsprecher für einen Profi-Boxstall in Deutschland.
Bei einer so ungewöhnlichen Berufung stellt sich natürlich die Frage, wie man dazu kommt: «Ich war früher selbst passionierter Kampfsportler und übte mich in Judo und Karate. In meiner Jugend fand ich in einer Funk&Soul-Band zudem zur Musik. Nachdem meine Kinder zur Welt gekommen waren, habe ich nach einem Weg gesucht, meine Stimme weiterhin zu nutzen, und kam über meinen Trainer zu diesem Gig.»

Inzwischen ist Müller nicht nur in der Schweiz eine Sprechergrösse im Ring, sondern auch bei verschiedenen Events europaweit tätig. Hierbei nutzt er seine Vielsprachigkeit, die im Ausland auch gefordert wird. «In Luxemburg musste ich für einen deutschen Sender moderieren, mit dem Publikum Französisch sprechen und die Entscheidungen der Kampfrichter auf Englisch verlauten lassen.»
Sein Job ist allerdings mehr, als nur die Worte zu sagen. Er vergleicht den Job des Ringsprechers gerne mit einem Zirkusdompteur, der das Geschehen seiner Manege zu lenken hat. «Ich will die Leute anheizen und für Stimmung sorgen. Eine solche Show hat auch seriös zu sein.» Gearbeitet wird von Event zu Event, also muss sich Müller im Rhythmus von etwa zwei Wochen um die Details dieser Veranstaltungen individuell bemühen. Nicht nur was er zu sagen hat, sondern auch die technischen Details, die Koordination und Abläufe des Personals im Ring.

Neben dem Ring moderiert Stefan Müller auch verschiedene Sendungsformen, wie etwa seine Talk-Sendungen «Fight-Promoter TV» oder die Moderation der SAT-1-Sendung «Beef Club». Sein Traum ist allerdings die internationale Bühne: «Ich möchte eines Tages, und wenn es nur ein Undercard-Kampf ist, in Las Vegas in einem der grossen Casinos, wie dem MGM, im Ring stehen und die Ansage machen. Das wäre mein Traum.» Bei so einem Traum würde man die lebende Legende der Ringsprecher unterstützen, Michael Buffer. Sein in aller Welt bekanntes Schlagwort: «Let’s get ready to rumbleeeee!»
Stefan Müller ist es bewusst, dass der Kampfsport und deren Athleten der wesentliche Teil seiner Arbeit sind und diese auch ins Rampenlicht zu rücken sind. Doch sein Job sollte keine Verherrlichung roher Gewalt sein. Ganz im Gegenteil, im Fussball seien laut Müller die Bewegungen wesentlich unkoordinierter und die Verletzungen dementsprechend vielzähliger. Auch sind die Regulierungen in den Kampfsportarten mehrheitlich sehr strikt: «Auch persönlich ist mir das ganz wichtig. Wenn der Kampfarzt nicht zur Stelle ist, trete ich nicht auf.»
Müller ist der Meinung, der Kampfsport könnte in der Schweiz durchaus noch mehr Zulauf von ausserhalb der eigenen Sportgemeinde finden. Und auch dies sieht er als seine Aufgabe: den Sport allen Menschen näherzubringen. Denn auch im eigenen Land gibt es spannende Persönlichkeiten in der Kampfsportszene. Athleten wie Arnold Gjergjaj. Darum wird Stefan Müller heute als Ringsprecher dafür sorgen, dass alle Zuschauer unterhalten sind und Freude an diesem Kampfsportevent haben.
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