Swiss Open in BaselMit Olympia im Blick ins Turnier
Die 23-Jährige Jenjira «Jenny» Stadelmann ist die beste Schweizer Badmintonspielerin. An den Swiss Open in Basel hatte sie einen erlebnisreichen Auftritt.

Jenjira Stadelmann, die schlicht «Jenny» genannt wird, tritt beim Swiss Open 2023 in der St.-Jakobs-Halle als Schweizer Hoffnung an. Bereits im September stellte die 23-Jährige ihr Talent in einer Direktbegegnung mit der bestklassierten Europäerin unter Beweis: der Spanierin Carolina Marín, die für das Swiss Open in Basel krankheitsbedingt absagen musste. Eine knappe Niederlage nach Führung im ersten Satz zeigte, dass es Stadelmann mit den Besten der Welt aufnehmen kann. Dass es kein Zufall war gegen die Goldmedaillen-Siegerin der Olympischen Spiele 2016, bewies sie im zweiten Aufeinandertreffen am vergangenen Samstag, in dem sie erneut den ersten Satz gewinnen konnte.
Seit Oktober ist die schweizerisch-thailändische Doppelbürgerin die beste Badmintonspielerin des Landes. Ihr Weg dorthin war jedoch steil und mit vielen Hindernissen verbunden. Die Tochter einer thailändischen Mutter wuchs zuerst im hohen Norden Thailands auf, wo sie sich früh im Badminton übte. Im Alter von 14 Jahren war sie in der Lage, zur Förderung ihres Talents nach Bangkok zu gehen. Doch der enorme Leistungsdruck und Rückenprobleme liessen dieses Unterfangen scheitern: «Ich musste mich gegen Tausende Gleichaltrige durchsetzen», liess sie in einem Interview mit «20 Minuten» verlauten.
Mit dem Leistungssport abgeschlossen, war es das Ziel von Stadelmann, Tierärztin zu werden. In dieser Zeit jedoch reiste die damals 16-Jährige im Sommer in die Schweiz zu ihrem dort ansässigen Vater. Und fand in einem Badmintoncamp in Appenzell, in dem sie für Taschengeld nebenbei arbeitete, die notwendige Leistungsförderung. In einer Sportschule erhielt sie Unterstützung für die Verletzungsprobleme, ihre Weiterentwicklung im Leistungssport sowie für ihre akademische Absicherung. Und so entschied sich Stadelmann mutig, sich in der ihr unbekannten Schweiz nochmals auf Badminton zu fokussieren.
Inzwischen hat sich Stadelmann in der Schweiz gut eingelebt und spricht fliessend Schweizerdeutsch. Doch der Weg an die nationale Spitze verlief nicht reibungslos: «Ich habe mich selber sehr stark unter Druck gesetzt, wollte unbedingt die Nummer 1 der Schweiz werden und litt an Depressionen», erzählt die in Bern wohnhafte Stadelmann.
Trotz der grossen internationalen Konkurrenz visiert die aktuell auf Weltrang 71 platzierte Stadelmann ein klares Ziel an: Sie möchte 2024 an die Olympischen Spiele in Paris. Es wird viele gute Resultate an internationalen Turnieren erfordern, um sich dafür zu qualifizieren. Doch Stadelmann ist motiviert, es zu versuchen. So wie sie voller Energie war, als ihre Gegnerin am Mittwoch in der Joggelihalle P. V. Sindhu hiess. Doch gegen die Titelverteidigerin aus Indien, die in ihrer Heimat ein absoluter Star ist, hatte die Schweizerin keine Chance und verlor in zwei Sätzen (9:21, 16:21).
Dennoch: Der Auftritt vor Heimpublikum gegen eine der Besten ihres Fachs bringt Stadelmann wertvolle Erfahrungen auf ihrem Weg nach oben.
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