Mit Mistgabeln gegen syrische Chemiewaffen
Die zur Vernichtung bestimmten Chemiewaffen aus Syrien sollen in Gioia Tauro umgeladen werden. Die Bewohner der italienischen Hafenstadt reagieren mit heftigen Protesten.

Der italienische Hafen Gioia Tauro im südlichen Kalabrien soll vorübergehend gefährliche chemische Kampfstoffe aus Syrien aufnehmen – ungeachtet heftiger Proteste aus der örtlichen Bevölkerung. Verkehrsminister Maurizio Lupi sagte heute bei einer parlamentarischen Anhörung in Rom, der Hafen sei «als besonders geeignet» ausgewählt worden. Die Kampfstoffe, die sich in etwa 60 Containern befinden, sollen nach seinen Worten in Gioia Tauro von einem dänischen Frachtschiff auf das US-Schiff «MV Cape Ray» umgeladen werden. Eine Lagerung an Land sei nicht vorgesehen.
Der Bürgermeister der Hafenstadt, Renato Bellofiore, sprach sich Medienberichten zufolge gegen die Entscheidung aus. Diese sei völlig undemokratisch zustande gekommen. Falls etwas passiere, sei sein «Leben in Gefahr», sagte er der Nachrichtenagentur Ansa. Die Leute würden dann «mit Mistgabeln auf mich losgehen», fügte er hinzu. Der Bürgermeister des Nachbarorts San Ferdinando, in dem sich die meisten Hafenanlagen befinden, erwägt nach eigenen Angaben einen Erlass zur Schliessung des Gebiets und zur Verhinderung des Chemiewaffentransfers.
Angriffe auf Chemiefabriken
Die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) zeigte sich unterdessen besorgt über Angaben der syrischen Regierung, wonach zwei Chemiefabriken im Land angegriffen wurden. OPCW-Generaldirektor Ahmet Üzümcü sagte in einem in Rom geführten Interview, am Plan zur Vernichtung der gefährlichen Kampfstoffe werde dies jedoch nichts ändern. Die Umladung der chemischen Kampfstoffe auf die «MV Cape Ray» dürfte nach seinen Worten «Ende Januar oder Anfang Februar» abgeschlossen sein. Auf dem US-Spezialschiff sollen die Kampfstoffe dann zerstört werden.
Russland, die USA und die syrische Führung hatten sich im vergangenen September darauf geeinigt, das syrische Chemiewaffenarsenal zu zerstören, nachdem US-Präsident Barack Obama wegen eines Giftgaseinsatzes nahe Damaskus mit einem Militärangriff gedroht hatte. Gemäss einer vom UN-Sicherheitsrat verabschiedeten Resolution müssen die syrischen Chemiewaffen bis Mitte 2014 vollständig vernichtet sein.
Die gefährlichsten Kampfstoffe - darunter Senfgas, Sarin und das Nervengas VX - sollten bereits bis zur Jahreswende ausser Landes gebracht werden, was nicht gelang. Die syrische Führung nannte die anhaltenden Kämpfe im Land, schlechtes Wetter sowie logistische Probleme als Gründe.
Üzümcü sagte, Verzögerungen hätten sich auch ergeben, weil die syrische Regierung darum gebeten habe, die Sicherheit für die Konvois mit den Chemiewaffen zu verstärken, unter anderem durch gepanzerte Fahrzeuge.
AFP/wid
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