Geschichten von MenschenMit Herzblut für ein Muttenzer Gratismagazin
Alexandra Lerch und Daniel Buser haben kürzlich den Muttenzer Kulturpreis erhalten. Das Ehepaar verlegt das Heft «4132 Muttenz». Ihr Ziel ist nicht Rendite, sondern Exklusivität.

Das Heft ist mit achtundzwanzig Seiten eher schmal. Dennoch halten Leserinnen und Leser etwas in den Händen. Das Papier ist wertig, gewichtiger als in anderen Magazinen; die Inserate sind überschaubar, drei, maximal vier Seiten. Was wiederum den Inhalt gewichtet. Kein Leseparcours durch Werbeanzeigen. Erfrischend angenehm. Ebenso das Layout, das schlicht daherkommt, ohne jeglichen Firlefanz. So auch der Titel: «4132 – Magazin für Muttenz».
Das alles ist so gewollt. Das Magazin hat einen Hauch von Exklusivität, die verhindert, dass es nach der Lektüre auf dem Zeitungsstapel für die nächste Papierabfuhr landet.
Muttenzer Kulturpreis
Die Beiträge des Magazins erzählen Geschichten von Menschen, die in Muttenz leben oder mit der Gemeinde auf eine bestimmte Art, etwa über die Arbeit, verbunden sind. So wie Kurt Grunauer, der jahrzehntelang in Muttenz unterrichtete. Er hat einst, wie sich frühere Schüler erinnern, mit dem Aufkleber «Atomkraft? Nein Danke» auf dem Döschwo seine Gesinnung öffentlich preisgegeben. Grunauer hat nach seiner Pensionierung ein Jahrzehnt lang für «Die Tafel» abgelaufene Lebensmittel verteilt, er hat Freude an schönen neuen, aber auch an geschichtsträchtigen Fahrzeugen, und er unterrichtet noch heute am Doubs Kajak-Novizen.
So oder ähnlich ist das Holz, aus dem die Porträtierten, die in «4132» vorgestellt werden, geschnitzt sind. Berichte über Menschen aus und um Muttenz mit besonderen Leidenschaften und Fähigkeiten. Keine Politiker und Politikerinnen, die ihre Geisteshaltung preisgeben; keine Gewerbetreibenden, die ihr Geschäft bewerben. Dafür viel Tiefgang in der Darstellung unterschiedlicher Persönlichkeiten.
Zur Vorstellung interessanter Zeitgenossen gesellen sich jeweils wenige kleinere Erzählstücke – Kuriositäten aus dem Gemeindegebiet. Genau dieser Mix macht das Magazin lesenswert. Vor allem für die Muttenzer Bevölkerung.
Das Magazin, das seit vier Jahren zweimal jährlich in einer Auflage von 3500 Exemplaren erscheint, kann man nicht kaufen: Es wird in der Kernzone, alternierend in den Aussenquartieren der Gemeinde, in die Briefkästen verteilt. Gratis, versteht sich. Ausserdem liegt das Magazin in der Gemeindeverwaltung auf, wo es gern mitgenommen wird.
Hierfür, für ihren soziokulturellen Beitrag, haben die Herausgeberin und der Herausgeber des Magazins, Alexandra Lerch und ihr Ehepartner Daniel Buser, kürzlich den Kulturpreis der Gemeinde Muttenz erhalten.
Aus Spass an der Freude
Auch wenn «4132» nur zweimal jährlich erscheint – dahinter steckt jede Menge Arbeit. Buser ist für Konzeption und Texte verantwortlich; Lerch für Konzeption, Layout und Fotografie. Das entspricht in etwa den beruflichen Ausrichtungen der beiden. Buser stieg 1991 als Redaktor beim damaligen Baselbieter Radio Raurach in die Medienwelt ein und liess sich berufsbegleitend am Medienausbildungszentrum in Luzern zum Journalisten ausbilden. Nach diversen Weiterbildungen in Public Relations und Marketing und Berufsstationen im Bereich Kommunikation stieg er vor neun Jahren im Studio Basel des Schweizer Radios und Fernsehens ein, wo der 53-Jährige aktuell als Musikredaktor arbeitet.
Lerch arbeitet seit über zwanzig Jahren als Primarlehrerin im Baselbiet. Ausserdem absolvierte sie zwischen 2006 und 2009 ein Grafikstudium an der Zürcher Hochschule der Künste. Neben ihrer Teilzeitarbeit als Lehrerin ist die 49-Jährige heute auch als selbstständige Grafikerin tätig.
Auch wenn das Magazin einige wenige Inserate aufweist und die beiden mittlerweile auf den Zustupf von rund 300 Gönnerinnen und Gönnern zählen dürfen – verdienen lässt sich mit der Publikation nichts. Es geht also um anderes als um Monetäres. Doch was treibt die beiden an, dieses Projekt in einer von medialen Inhalten überfluteten Gesellschaft voranzutreiben? «Es ist für uns wertvoll, dass wir als Ehepaar etwas zusammen machen, was wir von A bis Z selbst bestimmen», so Buser. «Wir sind dabei niemandem Rechenschaft schuldig.» Das sei sehr befriedigend. Und: «Die Arbeit bietet uns Einblick in andere Welten. Das ist eigentlich unser Lohn.»
«Wir machen alles allein», ergänzt Lerch. «Wir besuchen die Leute, die wir porträtieren, sprechen mit ihnen, bilden sie ab.» Zu Hause werden die Texte geschrieben und die Seiten gestaltet. «Nur lektoriert wird das Magazin von einer Drittperson.»
Ihre Arbeit konzentriert sich ausschliesslich auf den Muttenzer Raum. Dieser biete eine gute Grösse. «Wir sind nahe der Stadt, in zehn Minuten jedoch auch im Wald. Man kann sich hier recht gut vertun.» Für Lerch käme zum Leben «keine andere Gemeinde infrage als Muttenz – eine vielfältige Gemeinde mit Dorfcharakter». Am besten gefällt den beiden das Gebiet um die Dorfkirche. «Es ist unser Traum, dort mal zu wohnen», so Buser.
Die Wohnlage im Dorfkern wäre exklusiv. Exklusiv ist auch das Magazin. Im Netz nicht zu finden. «Das Ganze funktioniert nur analog, wenn man das Magazin in der Hand hält, mit der Haptik hochwertigen Papiers und dem sorgfältig gestalteten Inhalt, mit der gesamtheitlichen Qualität des Produkts», sagt Buser. Digital würden Buser und Lerch das Projekt nicht weiterführen. Keinesfalls.
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