Velofreundliche GleiseMit Gummi radelt es sich besser als ohne
Fahrradfahrer ziehen eine positive Bilanz zu den ersten Tests mit den gefüllten Tramschienen auf einem Privatareal. Nun muss das Bundesamt für Verkehr eine Bewilligung für die öffentliche Strasse erteilen.

Er ist um 10 Zentimeter schmäler geworden: der Raum zwischen den rund 30 Zentimeter hohen Kanten der Tramhaltestellen und der Schiene. Lag der Raum bei den alten und tiefer liegenden Haltestellen bei 80 Zentimetern, beträgt er bei den neuen behindertengerechten Haltestellen noch 70 Zentimeter. Beim Durchfahren kommt beim Velofahrer zudem eine optische Verengung hinzu, die das Sicherheitsgefühl beeinträchtigt. Die neue Situation hat in der Stadt schon zu zahlreichen Stürzen geführt. Beispielsweise an der Tramhaltestelle Kirschgarten in der Elisabethenstrasse. In diesem Fall ging ein verunfallter Mann gar bis vor das Appellationsgericht, weil die Polizei gegen ihn ein Verfahren wegen «nicht Beherrschens» des Fahrzeugs eröffnete. Damit kam die Polizei allerdings nicht durch.
Um diese gefährlichen Stellen an den Tramhaltestellen zu entschärfen, reichte SP-Grossrat Kaspar Sutter einen Vorstoss an die Regierung ein, Gummifüllungen zwischen den Schienen zu prüfen. Das Tram drückt die Gummis während des Befahrens der Haltestelle mit seinem Gewicht hinunter. Bei den viel leichteren Velos hingegen bleibt die Kautschukmasse oben und das Profil eben, sodass das Rad sich nicht in der Schiene verheddern kann. Das Bau- und Verkehrsdepartement (BVD) hat zusammen mit den BVB in den letzten Monaten auf einem Privatareal in Füllinsdorf einen Versuch mit solchen Gummifüllungen durchgeführt. Pedaleure mit normalen Velos, E-Bikes, Liege-, Falt- oder Kistenvelos haben die Versuchsanordnung getestet und sind zu einem «positiven» Urteil gekommen, wie es in einer Medienmitteilung des BVD heisst. «Das Gleissystem erwies sich auch bei Nässe und mit Laub auf der Fahrbahn als gut befahrbar und wurde beim Queren der Schienen als sicherer wahrgenommen als Gleise ohne Gummifüllung.» Noch wohler hätten sich die Testvelofahrer allerdings gefühlt, wenn sie bei der Haltestelle zwischen den beiden Schienen anstatt zwischen der Haltekante und der äusseren Schiene gefahren wären.
Versuch in Zürich scheiterte
Der Versuch mit den Gummifüllungen soll nun in einem nächsten Schritt ab Ende 2021 und unter realen Bedingungen auf dem Bruderholz bei einer Haltestelle getestet werden können. Allerdings muss das Bundesamt für Verkehr, welches für Schienenfahrzeuge wie Trams gesetzgebende Behörde ist, noch eine Bewilligung für diesen Versuch erteilen.
Klar ist, dass diese Gummifüllungen nicht gratis zu haben sind. So rechnen die BVB mit Mehrkosten von 20 bis 30 Millionen Franken, je nachdem, wie lange die einzelnen Gummis dem Druck der Tramräder standhalten, bevor sie kaputtgehen.
Das BVD schreibt in seiner Mitteilung, dass Basel «europaweit» die erste Stadt sei, die ein solches System prüfe. Allerdings ist ein ähnlicher Versuch für velofreundliche Gleise in Zürich vor sieben Jahren gescheitert.
Fehler gefunden?Jetzt melden.