«Mit Geld wären wir schon viel weiter»
Marcel Keller hat bei den NLA-Handballerinnen von Amicitia den bisherigen Coach Burkhard Keller als Trainer ersetzt. Er will den guten jungen Zürcherinnen eine Perspektive bieten.
Marcel Keller, was sind Ihre ersten Eindrücke des Amicitia-Frauenteams? Die Situation ist etwas schwierig. Das Kader ist dünn, noch zu dünn. Sehr positiv ist die Grundstimmung. Aber: Da ist noch viel zu tun. Welches Gesicht soll denn Amicitia zeigen, wenn die Meisterschaft im September beginnt? Amicitia wird eine sehr junge Equipe stellen. Fast alle sind neu. Viele Spielerinnen kommen aus dem eigenen Nachwuchs. Eine routinierte Frau soll das Team ergänzen. Nur, diese ist noch nicht verpflichtet. Es ist nicht einfach, das Team jetzt noch zu ergänzen. Wir sind sehr, sehr spät dran. Wieso? Die letzte Saison ist der Grund. 2008/09 war keine gute Meisterschaft. Eigentlich wären wir abgestiegen. Dazu kam es nur nicht, weil sich zwei andere Teams zurückzogen. Auch bei uns gings drunter und drüber. Ende Saison zog sich Trainer Burkhard Keller zurück. Ein Vakuum entstand. Spielerinnen wanderten ab. Und plötzlich waren die Sommerferien da. In dieser Zeit läuft nicht viel. Erst jetzt können wir wieder mit Energie weiterplanen. Das tönt nach undankbarer Aufgabe. Nein, undankbar ist sie nicht. Sie ist sehr schwierig, sehr anspruchsvoll. Ich weiss nicht, mit welchen Leuten ich zusammenarbeiten werde. Die Zeit drängt. Es gilt, die Mannschaft so heranzubekommen, dass es funktioniert. Welche Ziele verfolgen Sie? Hauptziel ist es, die erste Mannschaft nicht zu verlieren. Auch wir hätten uns zurückziehen können - zurückziehen mit plausiblen Gründen. Wir taten das nicht. Wir verfügen über eine sehr gute Juniorinnenabteilung. Um diesen Spielerinnen eine Perspektive zu bieten, braucht es eine erste Mannschaft. Sollten wir nun in der Nationalliga A nicht mithalten können, bringt es uns weiter, wenn wir kontrolliert absteigen. Falls es so weit kommt, können wir in der Folgesaison wieder auf den Aufstieg hinarbeiten. Unser Ziel ist aber klar: Wir wollen oben bleiben. Gelingt dies, haben wir unser Ziel mehr als erreicht. Das steht und fällt mit allfälligen Zuzügen? Richtig. Vielleicht verfügen wir in zwei Monaten über ein Superkader. Wie viel Geld wird aufgeworfen? Geld? Über Geld verfügen wir nicht. Wir können und wollen keine Spielerinnen verpflichten, die wir bezahlen müssen. Hätten wir Geld, wären wir schon viel weiter. Ihre persönliche Belastung scheint immens. Sie trainieren weiterhin die U-19-Junioren der Nachwuchsorganisation GAN Foxes, mit denen Sie in den letzten beiden Jahren je den Schweizer-Meister-Titel errangen. Wie bringen Sie diese Doppelbelastung unter einen Hut? Ganz einfach: indem ich noch öfter in der Halle stehe. Die Termine gehen gut nebeneinander vorbei. Unsere Hallentrainings wurden aufeinander abgestimmt. Und bei beiden Teams helfen gute Assistenten mit, die ein Training auch allein gestalten können. Bei den Amicitia-Frauen unterstützt Sie Reto Meier. Wie arbeiten Sie zusammen? Wir haben eine ähnliche Handballphilosophie, indem wir grosses Gewicht auf den spielerisch-taktischen Bereich legen und weniger auf den individuellen. Meine Erfahrungen sammelte ich im Nachwuchsbereich, bei den GAN Foxes, wo Junioren und Juniorinnen ähnlich trainieren. Unsere Idee ist es, diese Schiene auch für die NLA-Handballerinnen zu übernehmen. Sie setzen sich im Männer- wie im Frauenhandball ein - ein Spagat? Grundsätzlich geht man von zu grossen Unterschieden zwischen Männer- und Frauenhandball aus. Klar gibt es Differenzen, vor allem in der Physis und der Psyche. Aber die Sportart ist dieselbe. Unterschiedlich ist das Niveau. Bei den U-19-Junioren verfüge ich über Spieler, die schon sehr weit sind. Die Frauen müssen sich noch entwickeln. * Marcel Keller (37) ist beruflich als kaufmännischer Angestellter tätig und engagiert sich seit vier Jahren bei den GAN Foxes. Der Leistungstrainer Swiss Olympic hatte zuvor interregionale Teams bei Pfadi Winterthur, Kadetten Schaffhausen und Fortitudo Gossau betreut.
Amicitia-Trainer Marcel Keller: «Die Aufgabe ist sehr anspruchsvoll.»
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