Mit Flosse und Tempo zurück zum Spektakel
Die Formel-1-Teams stellen ihre Boliden für die Saison vor. Das Design überrascht, die Autos wirken aufgemotzt – und sollen Ecclestones Versprechen realisieren.
In den letzten Jahren wurden die Boliden leiser, die Fans lauter. Die Formel 1 sei unspektakulär geworden, sagten Zuschauer und auch Fahrer. Es fehlte an Lärm, an Tempo, an Charakter. Die Autos mit den V6-Hybrid-Motoren unterdrückten den beliebten Sound, die Dominanz von Mercedes erstickte jede Spannung. Und ausser Verstappen und Hamilton gab es keine polarisierenden Fahrer mehr. Zwischen Sieg oder Niederlage entschied die Power des Autos – und nicht das Talent des Fahrers.
Der Imageverlust war so gross, dass der damalige Formel-1-Chef Bernie Ecclestone Massnahmen im Regelwerk ergriff. Und diese sind so einschneidend, dass sogar der gewöhnliche Laie nun Unterschiede erkennen kann. Heisst: Die Wagen der Königsklasse weisen in dieser Saison ein neues Design auf – und sollen den Rennsport so schnell und attraktiv wie nie zuvor gestalten.
Das Comeback der «Haifischflosse»
Am Montag präsentierte der Hinwiler Rennstall Sauber als erstes Team den neuen Boliden. Das Design sorgte dann zugleich für Stirnrunzeln. Zwischen Überrollbügel und Heckflügel befindet sich ein an ein Segel erinnerndes Bauteil. Die sogenannte Haifischflosse soll die Luft beruhigen, die den Wagen vor allem in der Kurve auf den Boden drückt. Neuartig ist das Teil aber nicht: Bereits 2009 wurde damit zwei Saisons lang gefahren.
Eine weitere Diskrepanz zur Vorsaison ist die Grösse der Wagen. Die Reifen von Pirelli sind vorn und hinten mit 6 und 8 Zentimetern deutlich weitläufiger. Auch sonst sind die Boliden in der Breite gewachsen: das Auto von 180 auf 200 Zentimeter, der Frontflügel von 165 auf 180, der Heckflügel von 75 auf 95.
Der daraus entstehende Effekt soll aerodynamischer Natur sein. Durch die grössere Auflagefläche und mehr Abtrieb sind die Boliden in der Kurve schneller – um ganze 40 km/h. Für die Rennen bedeutet dies: Rundenzeiten von letzter Saison werden um zwei bis vier Sekunden unterboten.
Der Lärm wird zurückkehren
Einen Beitrag zur Sicherheit oder Umwelt wird die neue Aerodynamik wohl kaum leisten. Ecclestone hatte mit der Königsklasse ein anderes Ziel. Es werde die schnellste Formel 1 in der Geschichte, versprach er im letzten Sommer nach dem Beschluss der Regelveränderung.
Zudem sollen die Boliden schwieriger zu beherrschen sein, der Pilot muss wieder mehr kontrollieren. «Es wird eine grosse Herausforderung für die Fahrer», sagte Mercedes-Aufsichtsrat Niki Lauda der «Bild». Auf die Rückkehr des sehnlichst vermissten Lärms müssen sich die Fans aber noch gedulden. Zurzeit meldet die FIA, bis spätestens 2018 die Hybridmotoren mit Soundgeneratoren wieder lauter zu machen.
Fortschritt oder Rückschritt?
Bis morgen Freitag werden alle Rennställe ihre Boliden vorgestellt haben. Ab nächster Woche absolvieren die Teams erste Tests in Barcelona, am 26. März wird die Saison in Melbourne lanciert. Dann wird sich zeigen, ob die angebliche Revolution, nun ohne Ecclestone, ein Fortschritt oder Rückschritt in der Königsklasse darstellt – auch abhängig von den Reaktionen von Fahrern und Fans.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch