Mit einem Klick in fremde Vorgärten
Seit zwei Tagen gibt es Google Street View auch in der Schweiz. Im Zürcher Oberland kann man seither virtuell in Gärten herumspionieren. Das passt nicht allen.
Oberland. - Es ist, als würde man direkt in die Vorgärten hineinspazieren. Mit wenigen Mausklicks dreht man sich vor, zurück, um sich selbst, nach oben oder nach unten. Und - am allerwichtigsten - zoomt sich so nah ran, wie es geht. Dann sieht man geblümte Vorhänge, schemenhaftes Küchenmobiliar, unaufgeräumte Vorgärten oder solche mit Gartenzwergen. Seit zwei Tagen gibt es die Funktion «Street View» von Google Maps auch für die Schweiz. Wochenlang fuhren Google-Autos durch die Strassen und filmten alles, was ihnen in die Quere kam. Diese Aufnahmen sind nun auf der Webseite http://maps.google.ch zu sehen. Zieht man ein kleines, oranges Männchen am linken Kartenrand in die Karte, werden die Street-View-Strecken blau markiert. Lässt man nun das Männchen über einer dieser blauen Linien los, hat man wenige Sekunden später das Gefühl, mitten auf die Strasse gebeamt worden zu sein. Hin und wieder wird man von einem verdutzten Fahrradfahrer angestarrt, dann wieder kann man einem Mechaniker bei der Arbeit zusehen. Die Bilder sind, natürlich, statisch. Doch das macht sie nicht weniger spektakulär. Familie Leutwiler aus Gockhausen etwa ist gar nicht begeistert. Ruth Leutwiler hat sogar die Ehre, selbst bei Street View aufzutauchen. Weltweit kann man zusehen, wie sie - vermeintlich unbeobachtet - durch ihren Vorgarten geht. «Das ist doch eine Sauerei!», ruft sie, als sie das Bild zum ersten Mal vor sich hat. Ihr Mann ist ebenso wenig amüsiert. «Das geht zu weit», findet er. Google Earth sei interessant gewesen, dort habe er sein Haus noch von oben beobachten können. Das hier sei aber eine andere Liga. Jetzt könne jeder einen ungestörten Blick auf sein Haus werfen. «Da müssen die Einbrecher ja gar nicht mehr vorbeikommen», sorgen sich die beiden. Das Ehepaar ist sich einig, von Google Street View schleunigst verschwinden zu wollen. Google stellt für solche Fälle ein Onlineformular bereit und verspricht, die Bilder sofort zu entfernen. Statt an verärgerte Anwohner denkt der Anbieter neben vereinfachter Ferienplanung und Unterrichtshilfen vor allem an Geschäfte, die durch Street View einfacher geortet werden können. Ein solches ist der Veloladen Schaufelberger in Fällanden. Hier liefert Street View sogar die Telefonnummer, denn diese ist direkt von der Fassade abzulesen. Trotzdem kann Hans-Rudolf Schaufelberger der Sache wenig abgewinnen. «Ich bin seit 40 Jahren in Fällanden. Wer mich noch nicht kennt, ist selber schuld», meint er. Bisher ist die Funktion erst für einige Gemeinden verfügbar. Unter anderem sind dies Teile von Dübendorf, Volketswil, Wetzikon, Effretikon, Weisslingen und Hinwil. Bisher war das Google-Auto vor allem auf Autobahnen unterwegs, die Bilder sind darum bis jetzt eher unspektakulär. Trotzdem - der eine oder andere Vorgarten ist auch dabei.
Ein Haus in Gockhausen - ob die Besitzer mit der Abbildung einverstanden sind, hat niemand gefragt.
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