Mit der Macht der Sprache gegen die Sprache der Macht
Hans Magnus Enzensberger und Tracy K. Smith, zwei Dichter aus zwei Kontinenten, reden über Lyrik, Sprache und ihre gemeinsame Arbeit.

Der erste Eindruck, zwei Liebende vor sich zu haben, die sich in einem unauffälligen Londoner Hotel strahlend gegenübersitzen, wird im Gespräch zur Gewissheit. Dabei könnten die beiden verschiedener nicht sein. Da sitzt Hans Magnus Enzensberger, der deutsche Dichter, Essayist, Dramaturg und Übersetzer mit über sechzig publizierten Werken: ein 81-jähriger Jüngling mit schlohweissem Haar und weit rudernden Gesten, der ein exzellentes Englisch spricht und bei jedem Satz mitgeht, gerne lacht, fragt und sich wundert. Ihm gegenüber hat, etwas zurückhaltender und insgesamt ernster, dabei genauso präzis in ihren Ausführungen, die 38-jährige Tracy K. Smith Platz genommen. Sie ist eine afroamerikanische, in den USA gerühmte und preisgekrönte Dichterin und Assistenzprofessorin an der Princeton-Universität. Ihr Hauptfach: kreatives Schreiben.