Neuerungen zum Fahrplanwechsel 2021 Mit alten Trams wollen die BVB Verspätungen vermeiden
Wegen der Aufhebung der Doppelhaltestellen wird sich der ÖV in Basel verlangsamen. Um Fahrplanlücken zu schliessen, setzen die BVB auf nicht behindertengerechte Fahrzeuge.

Der Fahrplanwechsel am 12. Dezember wird für die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) zur Herausforderung. Weil die alten Doppelhaltestellen in der Innenstadt neu zu Einfachhaltestellen umfunktioniert werden, rechnen die BVB mit Verlangsamungen, wie im Vorfeld der Umfunktionierung schon befürchtet wurde.
Zusatzkurse sollen Fahrplan stabilisieren
Neu werden die Haltestellen Aeschenplatz, Bankverein, Barfüsserplatz, Heuwaage und Marktplatz nur noch als Einfachhaltestellen bedient. Diese Aufhebung der Doppelhaltestellen und andere Neuerungen wie etwa die Einführung neuer Tempo-30-Zonen oder die Aufhebung von BVB-Eigentrassees führten zu Wartezeiten und damit zur Verlangsamung des ÖV und zu Fahrplanlücken, schrieben die BVB in einer Medienmitteilung am Donnerstag.
Um den Fahrplan zu stabilisieren und allfällige Verspätungen an den Endhaltestellen besser aufzuholen, würden Zusatzkurse eingesetzt, so die BVB. Dafür stehen jedoch nicht genügend moderne Niederflurtrams zur Verfügung. Die im Einsatz stehenden Flexity- und Combino-Trams reichen nicht aus. Daher werden nun die 26 alten Cornichon-Kombinationen aus den Achtzigerjahren vermehrt aus dem Depot geholt. Eingesetzt werden sie auf den Linien 2, 6, 15, 16 und 21.

Dies führe aber dazu, dass einzelne Kurse in der Hauptverkehrszeit am Abend über keinen Niederflureinstieg verfügten, für Behinderte also nicht zugänglich seien, so die BVB.
Mobilitätseingeschränkte müssen warten
Dies stösst auf Kritik. «Was jetzt passiert, ist behindertenfeindlich und verstösst gegen das Behindertengleichstellungsgesetz des Bundes», moniert etwa Basta-Grossrat und ÖV-Spezialist Beat Leuthardt.

Dazu werde die Verlängerung der Reisezeiten zum Problem für alle: «Die Reise von Riehen nach Allschwil mit der Nummer 6 wird nach dem Fahrplanwechsel mit 48 Minuten genau so lange dauern wie 1915, also vor 106 Jahren. Dabei haben wir heute mit Flexity und Combino die schnellsten Trams aller Zeiten», so Leuthardt.
Die BVB seien dabei ohne Schuld: «Sämtliche ÖV-Fachleute in dieser Stadt wehrten sich meines Wissens gegen die Planung beim Tiefbau- und beim Planungsamt im Baudepartement gegen die Aufhebung der Doppelhaltestellen. Sie wiesen darauf hin, dass es ohne flankierende Massnahmen Verschlechterungen gibt. Das BVD hörte nicht auf sie, das ist jetzt die Konsequenz.» Die Verlangsamung des öffentlichen Verkehrs mache diesen weniger attraktiv. «Dass das BVD das bewusst in Kauf nimmt, verstösst gegen das ÖV-Gesetz des Kantons für einen attraktiven ÖV.»
Weniger dramatisch sieht es der Geschäftsführer des Basler Behindertenforums, der SP-Grossrat Georg Mattmüller: «Dass die BVB wegen der Lücken im Fahrplan zu wenig Niederflurtrams haben und für Zusatzkurse auch ältere Tramformationen einsetzen, ist zwar unschön, aber damit muss man wohl leben.»
Die Vorteile der Aufhebung der Doppelhaltestellen würden die Nachteile überwiegen. «Das ist eine positive Entwicklung und zu begrüssen. Doppelhaltestellen waren für Mobilitätsbehinderte sowie für Seniorinnen und Senioren schon immer ein Problem, weil sie nie wussten, wo das Tram hielt, und nicht schnell die Position wechseln konnten.»
Von einem Verstoss gegen das Behindertengesetz des Bundes könne im Übrigen keine Rede sein. «Das Gesetz verlangt die Umstellung auf einen behindertengerechten ÖV per 1. Januar 2024. Bis dann haben die BVB hoffentlich mehr Niedrigflurformationen angeschafft.»
Veränderungen gibt es übrigens auch beim Busverkehr. So werden die Haltestellen Erlenmatt und Signalstrasse nicht mehr von der Buslinie 36, sondern von der Linie 46 bedient. Die Linie 36 wird nur noch über den Ast Lange Erlen–Schorenweg–Surinam verkehren. Während der Hauptverkehrszeiten fährt der 46er-Bus zudem neu vom Badischen Bahnhof via Breite und Redingstrasse bis an den Bahnhof in Muttenz.
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