Mit 104 Jahren folgt sie ihrer Zwillingsschwester
Letzte Woche ist Rosie Bühler gestorben. Sie wird nun auf dem Friedhof Adliswil beigesetzt. Dort, wo ihre Zwillingsschwester Anni Rohner-Bühler seit dreieinhalb Jahren ruht.
Von Daniela Haag Adliswil – Rosie Bühler und Anni Rohner-Bühler waren die ältesten Zwillingsschwestern der Schweiz. Sie erlangten gar nationale Berühmtheit, als das Schweizer Fernsehen die quirligen und chifelnden Adliswilerinnen nach ihrem 100. Geburtstag ein Jahr lang begleitete. Zu ihrem 101. Geburtstag am 14. Februar 2008 strahlte es den Dokufilm «Hundert Jahre Zweisamkeit» aus. Ihre Bekanntheit hatten die Zwillingsschwestern aber nicht nur ihrem hohen Alter zuzuschreiben. Sie waren starke Persönlichkeiten und zogen die Menschen in ihren Bann. Ihre Vitalität und ihre Lebensfreude steckten andere an. Und erstaunten auch. So reiste Rosi Bühler im Alter von 80 Jahren nach Australien und schnorchelte dort. Noch mit 100 Jahren besuchten die Zwillingsschwestern die Street Parade in Zürich. Die Musik war zwar nicht ganz nach ihrem Geschmack, aber ihnen gefielen die Party und die Menschenmenge. Rosie Bühler kämpfte sich sogar bis zu den Love-Mobiles vor. Im grössten Trubel fühlte sie sich am wohlsten. Gute Gespräche geführt Rosie Bühler zog im Sommer 2007 ins Altersheim Adliswil. Sie schätzte dort die Geselligkeit und dass sie nicht mehr selber kochen musste. Bis vor etwa einem Jahr habe sie noch gut aufstehen können, sagt ihr Neffe Heini Neugebauer. Auch ehemalige Nachbarn besuchten sie regelmässig im Altersheim und vertrieben die Zeit mit Spielen. Man habe mit ihr noch sehr gute Gespräche führen können, erzählt der Neffe: «Rosie Bühler vertrat zeit ihres Lebens eine eigene Meinung und verfügte über einen ausgesprochenen Gerechtigkeitssinn.» Vor einem Jahr liess Rosie Bühlers Gesundheit jedoch nach. In den letzten Wochen war sie sehr schwach. Sie sei im Altersheim liebevoll gepflegt worden, sagt Heini Neugebauer: «Es ging ihr gut.» Sie sei sanft entschlafen, heisst es in der Todesanzeige, die am Samstag in der «Zürichsee-Zeitung» erschienen ist. Der Adliswiler Stadtpräsident Harald Huber (FDP) bedauert den Tod von Rosie Bühler. «Mit ihr geht ein Stück gelebte Adliswiler Geschichte verloren», sagt er. Er habe beide Zwillingsschwestern als quirlig und interessiert erlebt. Rosie Bühler habe er an ihrem Geburtstag jeweils im Altersheim besucht. Sie habe ihn noch bis vor kurzem erkannt. Er schätze an den Zwillingsschwestern ganz speziell, dass sie im hohen Alter Neuem gegenüber noch so offen waren. «Ich wünsche mir, dass viele ältere Adliswilerinnen und Adliswiler die beiden zu ihrem Vorbild nehmen.» Chiflerinnen standen sich nahe Rosie Bühler und Anni Rohner-Bühler waren eineiige Zwillinge. Sie wuchsen als jüngste von neun Geschwistern in Adliswil auf. Sie sahen sich ähnlich, hatten aber ihren eigenen Charakter. Anni war die treibende Kraft, Rosi hielt sich eher zurück. Letztere brachte ihre Differenziertheit einmal mit folgenden Worten auf den Punkt: «Anni ging am Sonntag nach Zürich auf den Tanz, ich gab Sonntagsschule.» Beruflich entwickelten sie sich ebenfalls unterschiedlich. Anni Rohner-Bühler arbeitete in der Druckerei Studer und erhielt den Beinamen «Drucker-Annie». Rosie Bühler war in der Autobranche tätig. Sie blieb ledig, ihre Schwester heiratete mit 40 Jahren Otto Rohner. Beide Frauen blieben kinderlos. Die Zwillingsschwestern standen sich sehr nahe. Aber sie wohnten getrennt. «Sie assen nie zusammen», bedauert ihr Neffe. Die Zwillingsschwestern waren bekannt für ihre Zankereien. Sie fielen sich ins Wort. Jede wollte recht haben. Als Rosie Bühler ins Altersheim zog, besuchte Anni sie oft. Es war jedoch Annie, die im Sommer 2007 nach einem Spitalaufenthalt als Erste verstarb. Rosie Bühler vermisste ihre Zwillingsschwester, sagt ihr Neffe. Sie habe die letzten dreieinhalb Jahre unter dem Verlust gelitten. Sie habe sich aber lösen können und habe ihr Leben weitergeführt, so gut es ihr die Gesundheit erlaubte. Eine Rose aufs Grab legen Wie im Leben sind sich die Zwillingsschwestern auch im Tod nah und bleiben gleichzeitig distanziert. Anni Rohner-Bühler hatte sich ein Nischengrab auf dem Friedhof Adliswil gewünscht. Rosie Bühler hingegen wollte ein Urnengrab. «Das ist persönlicher», sagt Heini Neugebauer. Man könne ihr eine Rose auf das Grab legen. Die Urnenbeisetzung findet am kommenden Mittwoch um 10 Uhr in der Friedhofhalle Adliswil statt. Anschliessend gibt es eine Trauerfeier in der reformierten Kirche. Die Zwillinge glichen sich, doch jede hatte ihren eigenen Charakter. Foto: ZVG Auf diesem Bild von 2007 freuen sich Rosie Bühler (links) und Anni Rohner-Bühler auf die Street Parade. Foto: Silvia Luckner
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