Michel Präzisionstechnik muss Betrieb schliessen
Wegen der Aufhebung des Euro-Mindestkurses geht der Zulieferer der Automobilindustrie Konkurs. 82 Mitarbeiter verlieren ihren Job.

Die Michel Präzisionstechnik AG muss ihren Betrieb in Grenchen SO schliessen. Das Unternehmen konnte dem Druck des internationalen Wettbewerbs nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses nicht mehr standhalten und ist Konkurs. Von der Schliessung sind 82 Mitarbeiter betroffen.
«Angesichts der angespannten Lage ist es nicht möglich, einen Sozialplan auszuarbeiten. Die Mittel dafür stehen nicht zur Verfügung», teilte der Zulieferer für Komponenten der Autoindustrie am Freitag mit. Man habe die Gewerkschaft Unia informiert.
Die Löhne bis Ende Oktober seien bezahlt worden. «Da die Insolvenzentschädigung sowie das Arbeitslosentaggeld erst ab Dezember durch die zuständigen Amtsstellen ausbezahlt werden können, erhält jeder Mitarbeiter beziehungsweise jede Mitarbeiterin der Michel Präzisionstechnik AG im November einmalig 2500 Franken ausbezahlt», teilte die Firma weiter mit.
Lage drastisch verschlechtert
Im laufenden Jahr habe sich die finanzielle Lage drastisch verschlechtert. In den ersten zehn Monaten musste die Gesellschaft bei einem schwachen Umsatz von 13,1 Millionen Fr. bereits einen Verlust von mehr als 5 Millionen Fr. hinnehmen.
Die Talfahrt hält bereits seit langer Zeit an. In den letzten sechs Jahren wies das Unternehmen mehrheitlich grosse Verluste auf. Lediglich in den Jahren 2010 und 2011 konnten dank hoher Umsätze Gewinne eingefahren werden, wie es weiter hiess.
In den vergangenen Jahren mussten verschiedentlich Restrukturierungen vorgenommen werden, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. 2009 wurden 30 Stellen abgebaut, 2013 deren 10. Im Februar 2014 schliesslich wurde ein Teil der Produktion nach Tschechien verlagert, was zum Abbau von 50 der damals 120 Stellen führte.
Massnahmen bringen keinen Erfolg
Allerdings hätten die Massnahmen und in den letzten Monaten getätigte, hohe Investitionen nicht den erhofften Erfolg gebracht, hiess es. Der Projektaufwand für die Entwicklung von komplexen Komponenten für moderne Automotoren werde immer höher. Zudem erfordere die Herstellung sehr hohe Anfangsinvestitionen in Spezialmaschinen.
Das Unternehmen konnte dennoch im harten internationalen Wettbewerb kostendeckende Preise immer weniger durchsetzen. Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses von 1,20 Fr. durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) am 15. Januar habe diese Situation in den letzten Monaten noch verschärft. Die Kunden würden nur noch sehr beschränkt währungsbedingte Preiserhöhungen akzeptieren.
Die Auslagerung eines Teils der Produktion ins tschechische Brno habe die kritische Situation nicht entspannen können. Die Verlagerung habe unerwartet grosse technische und logistische Schwierigkeiten verursacht und zu ungeplanten Verzögerungen und Kosten geführt, schrieb das Unternehmen.
Sehr hohe Investitionen nötig
Damit die Michel Präzisionstechnik AG für eine mittelfristige Zukunft gerüstet wäre, müssten unmittelbar weitere sehr hohe Investitionen in Spezialmaschinen für neue Produkte getätigt werden. «Unter dem gegenwärtigen Preiszerfall können diese Mittel aber nicht aufgebracht werden, weshalb eine Fortführung der Michel Präzisionstechnik AG nicht möglich ist», teilte das Unternehmen mit.
Die Schliessung des Betriebs sei am (heutigen) Freitagnachmittag durch das Konkursamt Solothurn vollzogen worden. Immerhin habe sich der Geschäftsgang der tschechischen Tochtergesellschaft in jüngster Zeit positiv entwickelt. «Der Verwaltungsrat hofft, dass sie unabhängig vom Betrieb in Grenchen weiter bestehen kann», hiess es. Entsprechende Gespräche mit Investoren hätten bereits stattgefunden.
«Verwaltungsrat und Direktion bedauern den Entscheid zur Betriebsschliessung, der nach Prüfung aller Optionen nicht leichtfertig gefällt wurde», schrieb das Unternehmen. Sie seien den Mitarbeitern dankbar für ihr Engagement in dieser schwierigen Situation.
SDA/bee
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