Friedensnobelpreisträger wird 90Michail Gorbatschow fürchtet um sein Erbe
Der ehemalige Kremlchef, erster und letzter Präsident der Sowjetunion, durchlebt schwierige Zeiten. Nicht nur, weil ihn die Pandemie schon ein Jahr lang in einem Spital festhält.

Die Wünsche können nicht gross genug sein, wenn ein historischer Staatsmann Geburtstag hat. Michail Sergejewitsch Gorbatschow wird an diesem Dienstag 90 Jahre alt, und dass sein Erbe noch irgendwie fortwirken möge, hat der Friedensnobelpreisträger jetzt kaum verhüllt erbeten. Er rief Wladimir Putin und den neuen US-Präsidenten Joe Biden auf, «offen aufeinander zuzugehen», und auch die Europäische Union und Russland sollten «angstfrei miteinander verhandeln». All das, was ihm selber einst so leicht gefallen war.
Der ehemalige Kremlchef, erster und letzter Präsident der Sowjetunion, durchlebt schwierige Zeiten, auch, natürlich, weil die Pandemie ihn schon ein Jahr lang in der Isolation eines Spitals festhält. Schmerzhaft aber spürt er auch, wie sich das russisch-westliche Verhältnis seit den emotionalen Höhen seiner Epoche so radikal gewendet hat. Das «gemeinsame Haus Europa», von dem Gorbatschow einst träumte, ist nicht entstanden; Abrüstungsverträge wie das INF-Abkommen, das er 1987 als «Meilenstein in der Geschichte menschlichen Strebens nach einer Welt ohne Kriege» bezeichnet hatte, wurden aufgekündigt, von den USA, dann von Russland.