Merkel und Hollande mit gemeinsamer Vision für Europa
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident François Hollande machen sich für grössere wirtschaftliche Integration stark. Sie fordern einen hauptamtlichen Eurogruppenchef.

Deutschland und Frankreich machen sich gemeinsam für einen hauptamtlichen Präsidenten der Eurogruppe stark. Es müsse häufiger Eurogruppen-Gipfel und einen mit verstärkten Befugnissen ausgestatteten «Vollzeit»-Präsidenten geben, sagte Frankreichs Staatschef François Hollande nach einem Treffen mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel in Paris.
Der Vorschlag soll beim EU-Gipfel in Brüssel Ende Juni unterbreitet werden. Merkel sagte, nötig seien «mehr wirtschaftspolitische Koordinierung» und eine «stärkere Zusammenarbeit in der Eurogruppe». Von einer Wirtschaftsregierung für die Eurozone, die Hollande kürzlich angeregt hatte, sprach Merkel indes nicht. Derzeit wird die Eurogruppe vom niederländischen Finanzminister Jeroen Dijsselbloem geführt.
Schnelle Hilfe für jugendliche Arbeitslose
Beide betonten, der Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in Europa müsse Vorrang eingeräumt werden. Merkel sagte dazu, die im EU-Haushalt der Jahre 2014 bis 2020 dafür vorgesehenen sechs Milliarden Euro sollten «möglichst schnell ausgegeben werden», nicht über die sieben Jahre der Haushaltsperiode, sondern möglichst über «zwei Jahre».
Merkel und Hollande hatten über gemeinsame Vorschläge für eine Vertiefung der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion für den EU-Gipfel Ende Juni in Brüssel beraten. Merkel sagte, dabei gehe es um die Förderung von Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum und Beschäftigung.
Erstmals gemeinsame Vorschläge
Es ist das erste Mal, dass Hollande und Merkel gemeinsame Vorschläge für einen EU-Gipfel erarbeiten. In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder Berichte über erhebliche Differenzen zwischen Berlin und Paris über den richtigen Umgang mit der Eurokrise gegeben. Der Sozialist Hollande fordert eine Abkehr vom strikten Sparkurs in Europa, für den Merkel steht. Beide zeigten sich aber auch am Donnerstag bemüht, Berichte über ein schlechtes deutsch-französisches Verhältnis zu entkräften, und betonten die Gemeinsamkeiten zwischen beiden Regierungen.
Zugleich machte Merkel deutlich, dass sie nicht von ihrer Forderung nach einer strikten Sparpolitik in der Eurozone abrückt. «Haushaltskonsolidierung allein ist kein Selbstzweck, aber jeder sagt, das Wachstum funktioniert besser, wenn die Defizite sinken und nicht wenn die Defizite steigen.»
Hollandes Tadel der EU-Kommission
Für Wirbel hatten zuletzt Äusserungen Hollandes gesorgt, die EU-Kommission habe seiner Regierung «nichts zu diktieren». Mit seiner Reaktion auf Reformvorgaben aus Brüssel im Gegenzug für einen zweijährigen Aufschub zum Erreichen der EU-Defizitgrenze provozierte Hollande wütende Reaktionen deutscher Unionspolitiker. Merkel sagte dazu, Reformen und Haushaltskonsolidierung gingen «Hand in Hand». «Man kann die Defizite besser auflösen und abbauen, wenn gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit steigt.»
Hollande beteuerte, Frankreich werde sich nicht der «Haushaltsdisziplin entziehen». Wie Reformen angegangen würden, sei aber «Verantwortung der Regierung und des Staats, sonst gäbe es keine Souveränität».
EU fordert französische Wirtschaftsreform
Die EU-Kommission hatte Frankreich aufgefordert, seine Wirtschaft und sein Rentensystem zu reformieren. «Frankreich hat in den vergangenen zehn, vielleicht sogar auch 20 Jahren an Wettbewerbsfähigkeit verloren», sagte Kommissionspräsident José Manuel Barroso in Brüssel.
Als Gegenleistung für zwei zusätzliche Jahre beim Sparen müssten die Arbeitskosten in Frankreich sinken und die Energie- oder Dienstleistungsmärkte für mehr Wettbewerb geöffnet werden.
sda/AFP/rub
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