«Menschenjagd setzt Endorphine frei»
Seit den Ausschreitungen in Marseille sind gewalttätige Fussball-Fans wieder im Gespräch. Sportsoziologe Gunter A. Pilz über das Versagen Frankreichs sowie Proll-Hools und Yuppie-Hools.

Die Hooligans in Marseille stammten aus Russland und England. Inwiefern hat die Hooligan-Kultur auch etwas mit der Kultur des jeweiligen Landes zu tun?
Hooliganismus hat sicherlich auch etwas mit der Kultur des Herkunftslandes zu tun. Beispielsweise werden Hooligans aus Russland sehr stark mit brachialer Gewalt und mit Rechtsextremismus verbunden. Da stecken die lang erfahrene Diktatur und entsprechend auch die Deprivation dahinter. Man versucht dabei, sich selbst über Gewalt ein Selbstwertgefühl zu verschaffen. Ganz ähnlich ist es bei den englischen Hooligans, von denen man weiss, dass sie aus der Arbeiterklasse kommen. Bei ihnen kommt zusätzlich aber noch der hohe Konsum an Alkohol dazu. Bei deutschen Hooligans weiss man, dass es zwei unterschiedliche Gruppen von Hooligans gibt. Einerseits die sogenannten Proll-Hools, die aus niedrigen Bildungsschichten stammen, andererseits die Yuppie-Hools aus unterschiedlichen Bildungsschichten.