Meister Reineke ist der Meisterdieb von Glattfelden
Das Corpus Delicti: Schuhe. Das Diebesgut bringt der Fuchs in das Gewächshaus von Max Meili.
Von Doro Baumgartner Glattfelden – Wählerisch scheint der Fuchs auf seiner Diebestour durch Glattfelden nicht zu sein: Die geklauten Schuhe sind meist ausgelatschte Garten- und Turnschuhe, Birkenstöcke und Sandaletten. Das Diebesgut bringt der Fuchs jeweils ins Gewächshaus des pensionierten Gärtnermeisters Max Meili an der Staltigstrasse. Innerhalb des letzten Monats haben sich über 50 einzelne Schuhe angesammelt. Da in der aktuellen Ausgabe des «Glattfelder» über den vierbeinigen Dieb berichtet wurde, seien einige Schuhe bereits abgeholt worden, sagt Meili. Opfer des dreisten Räubers wurde auch Meilis Hausarzt. «Mit diesem Schuh hat sich der Fuchs ein sehr teures Exemplar an Land gezogen», sagt der Gärtnermeister mit einem Lächeln. Der Arzt habe sich so gefreut, dass sein Gesundheitsschuh wieder aufgetaucht sei, dass er zur Belohnung eine Flasche Wein geschenkt bekommen habe, sagt Meili. Der Gärtnermeister machte mit dem vierbeinigen Dieb – ob es sich um ein Männlein oder ein Weiblein handelt, ist ungewiss – ebenfalls Bekanntschaft: Eines Nachts wurde ihm ein Arbeitsschuh vor der Haustür am Friedenweg geklaut. Als Meili den Diebstahl entdeckte, machte er sich auf den Weg in die rund 500 Meter entfernt gelegene Gärtnerei – und siehe da: Sein Schuh lag ebenfalls im Gewächshaus. «Als ich den Schuh sah, musste ich schon schmunzeln», sagt Meili. Im ganzen Dorf auf Diebestour Auffallend ist, dass die wenigsten Schuhe vom Fuchs zerrissen wurden. Meili vermutet, dass der Fuchs nur seinem Spieltrieb nachgeht. Er selbst hat das Tier noch nie zu Gesicht bekommen, im Gegensatz zu seinem Sohn. Der Fuchs lag gemütlich im Gewächshaus neben einem geklauten Schuh, als Meilis Sohn hineinkam. Doch der Fuchs habe sich durch dessen Anwesenheit absolut nicht beirren lassen und gemütlich weitergeschlafen. Der Gärtnermeister öffnet eine Eisentür und zeigt auf eine angrenzende Scheune. «Dort unter der Holzbeige haust eine Füchsin zusammen mit ihren drei Jungen», sagt Meili. Dies habe sein Sohn beobachtet. Wer von der Fuchsfamilie nun wirklich der Dieb ist, hat Meili noch nicht herausgefunden. Er ist überzeugt, dass der Fuchs seine diebischen Streifzüge immer mehr ausweiten muss: «In der näheren Nachbarschaft sind die Leute inzwischen vor dem Räuber gewarnt und nehmen ihre Schuhe über Nacht ins Haus.» Weshalb haben es die Füchse vor allem auf Schuhe abgesehen? «Sie mögen das Leder und den Schweissgeruch», sagt der Glattfelder Jagdaufseher Walter Graf. Es ist nicht das erste Mal, dass eine Fuchsfamilie sich in Glattfelden herumtreibt. «Die Füchse sind handzahm», weiss der Jagdaufseher. Der Grund liege darin, dass viele Leute die Tiere füttern. Graf appelliert an die Bewohner, dass sie keine Abfallsäcke über Nacht vor die Haustür stellen. Die Füchse reissen die Säcke auf und kommen so ohne grosse Anstrengung zu Futter. Zudem dürfen auf keinen Fall Speisereste wie Teigwaren auf den Komposthaufen geworfen werden. Vorsicht vor Fuchsbandwurm Haben sich die Füchse in einem Quartier erst mal niedergelassen, sind sie laut Graf sehr schwer wieder zu vertreiben. Der Jagdaufseher hat in Glattfelden auch schon Füchse eingefangen und sie in einem Wald wieder frei gelassen. Erlaubt wäre zudem, die Füchse ausserhalb der Schonzeit zu schiessen. Das habe er jedoch noch nie gemacht, sagt der Jagdaufseher. Obwohl die Füchse Raubtiere sind, seien sie generell für den Menschen ungefährlich. Vorsicht geboten ist jedoch, wenn Füchse ihren Kot im Garten hinterlassen. Durch verunreinigte Nahrungsmittel kann der Mensch Bandwurmeier aufnehmen und sich dadurch mit dem Fuchsbandwurm infizieren. Deshalb wird empfohlen, die Nahrungsmittel aus dem Garten vor dem Verzehr gründlich zu waschen. Mit Vorliebe klaute der Fuchs einzelne Schuhe, nur einmal stahl er ein komplettes Paar. Foto: David Baer
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